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Dietmar Jaegle

Auteur de Ordnung. Eine unendliche Geschichte.

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Dilemma zwischen Literatur und Film auf einem Satz ver-dichtet: "Sie wollen einen Film mit meinem Namen und mit dem Inhalt von CourthsMahler." (Unbekannter Schriftsteller, zitiert nach Kurt Tucholsky alias Ignaz Wrobel)
 
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Clu98 | Jun 1, 2023 |
Ich konnte bei der Ausstellungseröffnung zum Thema "Ordnung" dabei sein und die Rede insbesondere von Martin Walser dazu hören. Nach einiger Zeit habe ich an einer Führung zu dieser Ausstellung teilgenommen. Der Kauf dieses Buches war danach einfach ein Muss. Es besticht wie alle Publikationen des Literaturarchives durch gekonnte Stilmittel in einer perfekten Balance aus Wort, Layout und Bild. Hier einige Anmerkungen zu diesen 3 Bereichen:

1. Der Rede Martin Walsers zur Ausstellungseröffnung
Nach einer geschliffenen Rede bzw. intellektuellen Höhenflügen des Leiters des Literaturarchives kommt dieser zum Ende und leitet über zu Martin Walser mit den Worten: "Ordnung ist etwas für Riesen". Wie wahr, denkt man als Martin Walser bescheiden anmerkt, dass ihn so viel einordnende Klugheit beeindruckt. Er geht dann auf seine Arbeit als Tagebuchschreiber ein und liest eine dazu entwickelte Abhandlung vor. Tagebücher sind dazu da, Ideen hellsichtig zu machen, sie ertragen die wahllose Anordnung von Sätzen, das Dahingeschriebene ist unverbesserlich, es ist falsch und doch perfekt. Das im Tagebuch Formulierte hat eine Unschuld, die später dann in Romanen reglementiert wird. Es ist für Martin Walser ein Sammelsurium, das keinen Regeln folgt, es erfasst den Strom laufender Gedanken, die dann später in Form (oder Romane) gegossen wird. Man merkt Walser seine intuitive Abneigung gegen alles Über-Intellektuelle an, er ist ein Mensch der Emotion, er möchte nicht einordnen, sondern frei seinen Gedanken und Notizen nachhängen. Sehr beeindruckend!

2. Eine Führung durch die Ausstellung
Nach einem ersten Rundgang mache ich später eine Führung durch die Ausstellung mit. Ein Mitarbeiter des Archives erklärt Hintergründe zu ausgesuchten Exponaten. Am Anfang steht das unvollendete Werk "Die Malteser" von Friedrich Schiller, das nach seinem Tod zerschnitten und dessen Schnipsel an Verehrer verteilt wurden. Einige davon liegen im ersten Raum der Ausstellung. Es folgen Einräum- und Beschriftungsgewohnheiten, die Formate und Inhalte von Karteikästen, Schubladen und Heften. Erich Kästner führt z.B. in Blindbänden penibel genau Buch über Ausgaben und Einnahmen zu seinen Projekten. Eine wirklich beeindruckende Führung, die mir klar macht, dass Schriftsteller einfach alles sammeln und soviele Angewohnheiten haben wie es Menschen gibt. Jedes System ist anders, nichts gleicht sich an oder lässt sich standardisieren, einer der aktuellen Schrifsteller schreibt sogar in Mini-Schrift, nur so kann er Inhalte ausdrücken bzw. überschauen. Der Mitarbeiter des Institutes meint, dass jeder Schriftsteller Tagebuch führt mit dem Hoffnungsschimmer, dass alles später mal nachgelesen bzw. vermarktet wird. Bei vielen könnte das so sein, ist auch mein Gefühl, sie schreiben Tagebuch nicht suchend oder sammelnd, sondern intentional für den Markt, für unser Wirrwarr der Gefühle.

3. Der Katalog zur Ausstellung
Der Führer bzw. Ausstellungserklärer des Literarturarchives meint, dass Schiller alles Suchende, Hinführende, Notizenartige zu seinen Werken vernichtet habe, weil man später den Eindruck haben sollte, er habe alles in einem einzigen, genialischen Wurf geschrieben. Mmmmh, blockiert mein Verstand, vielleicht sollte dieser Mitarbeiter die beengten Wohnverhältnisse Schillers berücksichtigen, vielleicht hat er aber auch Recht. Tatsache ist aber, dass man in diesem Katalog alle Stücke nochmals Revue passieren lassen kann, die man sich angeschaut oder aber vergessen hat. Die schönen Stellen von Tucholsky, die Schmetterlingssammlung von Mörike, seine Aufzeichnungen auf den Fensterläden, die Wortliste aus Stellenanzeigen von Max Bense, die Liste für das Buchstabieren am Telefon von Karl Krolov, der genealogische Sack- und Schreibkalender von Gustav Schwab, die Korrespondenz Paul Heyses mit seinem Verlag, die Korrespondenzkästen für sehr alte Briefe von Alexander von Humboldt und und und. Ist es wahr, dass Schriftsteller alles vernichten, was ihre Hinleitung zu Werken transparent macht? Die Ausstellung zeigt das Gegenteil, Bruchstücke der ziellosen Sammlung und Ver-Dichtung von Werken liegen in diesem Buch nochmals ausgebreitet. Es macht immer wieder Lust, diese Ausstellung zu besuchen. Weil es mich besonders beeindruckt hat und ich es noch nicht gekannt hatte, muss das im Buch zuletzt gezeigte bzw. beschriebenen Exponant genannt werden: das Stammbuch von Achim von Armin. Er arbeitete ein historisches Gesellenbuch von 1585 mit vorgedruckten Spruchweisheiten zu einem eigenen Lebensbuch um, das die beeindruckende Höhe von fast 10 cm erreicht inkl. Widmungsblättern, Briefstücken, Notizen und Erklärungen.
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Clu98 | Mar 22, 2023 |

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3.0
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