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Tavaststjernas Roman ist in der historischen Landschaft Tavastland während der großen Hungerjahre 1867/1868 angesiedelt. Auf dem prächtigen Landgut Herrö frönt der gealterte Junggeselle Hauptmann Therold auch zum Höhepunkt der Hungerkatastrophe und der wütenden Typhusepidemie einem dekadenten Lebensstil, während am benachbarten Gut Kotkais Frau von Blume ihr Leben der Nächstenliebe verschrieben hat.

Wenngleich Tavaststjerna in einzelnen Kapiteln auch das Leid der armen Landbevölkerung im Spannungsfeld zwischen althergebrachter Lebensweise und der industriellen Revolution, welche durch den Eisenbahnbau verkörpert wird, darstellt, kann er sich nicht von seiner eigenen Herkunft befreien. Die Ausflüge ins karge Leben seiner titelgebenden harten Zeiten wirken wie Randthemen eines distanzierten Beobachters und schafft es Tavaststjerna nur bedingt, Betroffenheit und Empathie zu erzeugen. Im Focus seines Romans bleiben die Ereignisse auf den beiden Herrschaftsgütern und sohin Adel und Geldbürgertum.

Tavaststjernas Roman ist ein Meilenstein der finnlandschwedischen Literatur und des Realismus, jedoch ohne den ganz großen Werken dieser Literaturströmung das Wasser reichen zu können.
 
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schmechi | Dec 20, 2023 |