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Œuvres de Alia Taissina

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Inhalt: Ausgewählte Gedichte dreier ausgewählter Autoren.

Das Ringbüchlein enthält eine Auswahl an Gedichten dreier Autoren des zaristischen Rußlands (Ende 19./ Anfang 20. Jhd.): eines Russen (Sergej Jessenin, 1 Gedicht), eines Tataren (Gabdulla Tukai, 5 Gedichte) und eines Tschuwaschen (Konstantin Iwanow, 3 Gedichte). Außerdem ist eine kleine Biographie des jeweiligen Autors angegeben. Neun Gedichte sind in der deutschen Übersetzung der Herausgeberin Alia Taissina abgedruckt, drei davon zusätzlich in der jeweiligen Originalsprache.

Meine Kritik:
Die tatarische Herausgeberin Alia Taissina hat definitiv alle Taissinen im Schrank, denn sie hat sich einiges bei der Zusammenstellung der Gedichte gedacht. Zunächst aber wirft sie den Leser ohne viele erklärende Worte ins Gedichtgetümmel. Nur eine kleine Biographie des Autors wird den Gedichten vorangestellt, sodaß man sich ein Bild über den Schreiber der poetischen Zeilen machen kann. Meine bisherigen Reisen hatten mich vor der Lektüre des Buchs schon mit den drei Ethnien der Dichter und ihrer Heimatregion, in gewissem Maße auch mit ihrer Sprache und Kultur, vertraut gemacht. So fiel es mir leicht, mich in die Zusammenhänge einzufinden und mich in ihre Heimat hineinzudenken.

Los geht's mit 5 Gedichten von Gabdulla Tukai. Fünf auf deutsch übersetzte Gedichte eröffnen das Buch (Die Muttersprache, Eine Volksmelodie, Wen meinen Sie? Ihn!, Amoralität, Der Schürale), es folgt ein tatarisches (Der Schürale, Şüräle). Sehr interessant, die tatarische Sprache zu lesen und sich vorzustellen, wie sie sich anhört. (Dies trifft auch auf das tschuwaschische Gedicht von Iwanow zu). Aus den auf deutsch übersetzten Gedichten lese ich Tukais Verehrung seiner Sprache heraus. Auch seine spöttischen Bemerkungen zu Zeitungsschreibern bzw. Pressevertretern (wie gut ich ihn da verstehen kann! ich mußte an den Klassiker "Verlorene Illusionen" von Balzac denken), Klugen vs. Reichen treffen meinen Nerv. Das Gedicht "Der Schürale" versetzte mich direkt in einen wilden tatarischen Wald mit Pilzen, Bächen und Blumen. Am liebsten wäre ich sofort losgefahren und hätte selber vorsichtig nach der Sagengestalt "Schürale" Ausschau gehalten...oder lieber doch nicht, denn wer listige Sagengestalten treffen will, muss selber auf jeden Fall noch listiger als diese sein, um ungeschoren davonzukommen!
Auch Konstantin Iwanow beschwört Bilder der heimatlichen Natur, in seinem Fall der tschuwaschischen, herauf. Drei deutsche Gedichte (Der Regen, Die Gedanken des alten Waldes, Die Witwe) und letzteres davon auch auf tschuwaschisch (Die Witwe, Тӑлӑх арӑм) lassen den Leser einen Platzregen im Sommer und melancholische tschuwaschische Wälder erleben. Auch einen Anklang der Kriege, die schon über Tschuwaschien hinwegzogen, bekommen wir zu spüren.
Sergej Jessenin wird mit einem seiner letzten Gedichte repräsentiert, welches sowohl auf deutsch als auch auf russisch enthalten ist (Der schwarze Mann, Черный человек). Man spürt seinen Druck auf der Seele, die Melancholie und die Aggressionen gegen sich selbst. Ob es jedoch seine depressive Seite nicht zu stark betont, d.h. beispielsweise seine schönen Naturgedichte außen vor gelassen werden, wenn dieses als einziges Gedicht von ihm ausgewählt wurde, das frage ich mich.

Positiv fiel mir die gelungene Zusammenstellung der Autoren auf, welche alle in der gleichen Zeit lebten. Typisch hierbei für Rußland, daß sie im selben übergeordneten slawischen Kulturkreis im selben Land lebten, alle den kleinsten gemeinsamen Nenner der russischen Sprache, Kultur und Bildung hatten, dennoch viele kleine Minderheiten auch ihre eigene Kultur pflegen. Verblüffend, wie der Zeitgeist in allen Gedichten zu spüren ist. Auch positiv, daß man gezwungen ist, selbst ein bißchen über die Zusammenstellung des Buchs nachzudenken, da man über die Intention der Zusammenstellung dieser Gedichte erstmal im Dunkeln gelassen wird.
Hierin liegt für mich gleichzeitig ein kleiner Minuspunkt, denn a bisserl mehr Erklärung hätt's schon sein dürfen. Ebenso könnte der unregelmäßige Schriftsatz verbessert werden, welcher den Lesefluss stört. Nun ja, der Bertugan-Verlag ist ein kleiner Verlag und hat eine kleine, aber feine Auswahl an Gedichten zusammengestellt. Und daß überhaupt tschuwaschische Gedichte auf deutsch übersetzt werden, darüber freue ich mich!

ISBN: 9783939165132, Rezensionszeitpunkt 02.05.2016
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Jantarnaja | Mar 2, 2016 |

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