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Comprend les noms: Christian Schwägerl

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Bald leben 9 Milliarden Menschen auf der Erde und alle wollen einen Lebensstandard wie im Westen. Wir alle haben unseren Planeten weiterentwickelt, sind außerhalb von Regelkreisläufen der Natur getreten, mit der Gefahr, von dieser Natur wie eine lästige Fliege erschlagen zu werden. Christian Schwägerl schildert diese Eingriffe und wir fühlen dank der mittlerweile mitten in der Gesellschaft angekommenen Protestbewegung der Grünen die dramatische Relevanz der geschilderten Probleme nocheinmal nach, nicht ohne das Gefühl, alles schon tausenmal gehört, aber keine Lösungen parat zu haben. Schuld daran ist unsere ökonomische und politische Gegenwartspräferenz, wer hätte uns als Jäger, der immer kurz vor dem Verhungern stand, etwas anderes zugedacht? Kein Wunder, dass wir die letzten 200 Jahre rasanten Wachstums ausgenützt und satt-sam genossen haben, waren wir doch Tausende von Jahren vorher nur am Rande des Überlebens gestrandet. Aber das reicht in Zukunft nicht mehr.

"Zum Kult des Jetzt gehört es, die Unsicherheiten immer höhere finanzieller und ökologischer Schulden aufzunehmen." Heute gibt es den Bankrott der Regenwälder ebenso wie den Bankrott der Banken, man spürt: irgendwie haben alle fertig. Christian Schwägerl analysiert dieses Fertig-System aus kurzfristigen Profit- und Egointeressen, Fertigprodukten und Schulden, er zeigt die sich ankündigende Katastrophe, niemand will ihm hier ernsthaft widersprechen. "Nicht nur das amerikanische Immobiliengeschäft, die gesamte heutige Wirtschaftsweise beruht auf faulen Krediten...Wir sitzen auch nach den staatlichen Rettungsaktionen auf einem Mount Everest von faulen Krediten." Der Autor zeigt die leeren Meere, die leeren Regenwälder und unsere eigene innere Leere, wenn es darum geht, langfristige Perspektiven zu antizipieren.

Vor diesem Hintergrund ist sein anschließender Aufruf zum Umdenken mehr als begründet, es werden konkrete Maßnahmen der Änderung diskutiert, nicht aus einem klischeehaften Naturverständnis, sondern aus moderner, wissenschaftlicher Sicht. "Jetzt, da neuen Milliarden zusammenleben wollen, steht der größte Intelligenztest der Geschichte bevor: zum Züchter einer dauerhaften Welt zu werden, in der er schöpferisch statt zerstörerisch lebt." Spannend liest sich das Kapitel über die eigentliche Entwicklung der Menscheit hin zum land-wirtschaftenden Wesen, das Überfluss produziert. Überraschend für mich war die Einsicht, dass landwirtschaftliche Forschung über Ackerbau etc. viel zu lange vernachlässigt wurde und heute zentral in den MIttelpunkt des Forschungsinteresses gestellt werden muss. Dem Zusammenbruch afrikanischer Bauern durch viel zu billige Grundnahrungsmittel aufgrund von Massenproduktionen unvorstellbaren Ausmaßes gilt es heute mit ökologischen Anbauweisen und Einsichten entgegenzuwirken. "In Entwicklungsländern zeigt es sich, dass der als unproduktiv verpönte Öko-Landbau deutlich höhere Erträge als die industrielle Landwirtschaft erlaubt."

Der Weltorganismus, auf Ausgleich bedacht und Regelkreisläufe, wurde durch die Menschen insbesondere auch aufgrund des christlichen Weltbildes zerstört, damit "...ein Denken in den Weg gestellt, das die materielle Welt verächtlich macht, um sie hemmungsloser ausnutzen zu können. Die Erwartung einer Apokalypse, bei der Gott die Erde zerstört, hat zur ganz ungöttlichen Erdzerstörung beigetragen. Das Denken, dass das Ende ohnehin nahe ist, hat den Ressourcenverbrauch erleichtert." Dem Autor gelingt ein umfassender Blick auf unsere banale Konsum- bzw. Egokultur im Spannungsfeld zwischen Religion und nicht mehr hinterfragbarem Wachstum. Wissenschaft darf sich nach seinem Empfinden nicht nur um sich selbst drehen, sondern muss heute insbesondere auch ethische Werte einspeisen, sie muss uns Wege zeigen aus einer XXXXXXL-Gesellschaft, deren Otfried Fischer Werbe Gesabber niemand mehr hören kann.

Schwägerl versteht dieses Buch als Aufruf zur Umkehr, er glaubt an die Möglichkeit des Noch-Zeit-Guthabens zur Optimierung. Eine verschlankende Gesellschaft muss Abschied nehmen von der Verdinglichung von Dingen, die immer mehr Sollbruchstellen aufweisen und in immer schnelleren Rhythmen gekauft werden müssen, sie muss in Regelkreisläufen natürlich auf Pflege, Sorgfalt und Wiederverwendung gerichtet sein. Ich selbst empfinde dies ebenso und kann die XXXXXXXL-Aufrufe zum Kauf von Produkten nicht mehr hören, deren Lebenszeit dem der Eintagesfliegen ähneln. Die fiktive Wanderung des Autors im Kapitel "Aktionspotentiale" kommt auch an den Punkt des Hungers und fasst eine zentrale Erkenntnis heutigen Wissensstandes zusammen: "Esst Nahrung nicht zu viel und überwiegend Pflanzen." (Michael Pollan). Keine Fertiggerichte, sondern frische, natürliche Substanzen sollen gegessen werden, bei denen man darüber nachdenken könnte, wofür 18% der Agraranbaufläche in Amerka verwendt werden: für Zucker bzw. das Süssen von Limonaden etc.

Wer könnte schon sagen, ob es zu spät ist, aus dieser Welt auszubrechen, sie zu verändern: "die überzuckerte, ölgetränkte, reizüberflutete Billigwelt." In jedem Fall lohnt sich die optimistisch appellierende Weltsicht des Autors, es gibt meines Erachtens dafür keine Alternative: "Die Menschen lernen durch neurobiologisches Wissen und durch Meditation, die Anschläge auf ihre Belohnungssystem abzuwehren, die Zerstreuungsindustrie ins Leere laufen zu lassen und die Substitution von Sein durch Produkte zu unterbrechen." Es wäre schön, wenn die Menschheit in diesem Sinne kulturell und mental auf die Erde heimkehrt, abseits unsäglicher Jenseitsversprechen sozusagen den Himmel in sich selbst entdecken würde. Ein wirklich lesenswertes Buch, bei dem mir nur ein Punkt gefehlt hat: das sich "gegenseitig in das Wissen setzen" durch kooperative Formen des Informationstransferns über das Internet, einem neuen Superhirn, das von allen für alle immer schneller, verhaltensrelevanter, globaler denken kann.

2010
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Clu98 | Apr 6, 2023 |

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