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Ulrich Thomas Franz

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Œuvres de Ulrich Thomas Franz

PAN-EUROPA (German Edition) (2006) 1 exemplaire

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Die Erdung des Sternenhimmels

Rezension des Buches: Pan-Europa oder der endgültige Untergang des „RÖMISCHEN REICHES" von Ulrich Thomas Franz

Verlag: Books on Demand, Norderstedt, 525 S., 2006
ISBN: 3-8334-6392-9

Ulrich Franz hat eine Theorie: Das Mittelalter war ganz anders, als es uns die traditionelle Geschichtsschreibung weismachen will. Da ist er natürlich nicht der Erste. Es gibt eine ganze Reihe von Forschern, die die offizielle Geschichtsschreibung der Antike und des Mittelalters in Frage stellen. Die Theorie von Franz unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von denen anderer Chronologiekritiker. Neben der fundamentalen Kritik, dass es so nicht gewesen sein kann, bietet er ein alternatives Modell an, in dem er im Gegensatz zu anderen Kritikern auch eine völlig andere sozialkulturelle und wirtschaftliche Gesellschaftsordnung postuliert. Diese starke sozialökonomische Komponente in ihrer Kombination mit der Geschichts- und Chronologiekritik ist mir so noch nicht begegnet.

Vor rund 1300 bis 1400 Jahren schlug auf der Erde ein Asteroid ein, er verursachte eine große Katastrophe, unter anderem verschob er die Erdachse. Damit verbunden löste er eine Klimakatastrophe, eine Eiszeit, aus. Nach dieser Katastrophe herrschen die Kelten in Mitteleuropa. Genau wie die anderen Hochkulturen dieser Zeit (Franz sieht die Hochzeit der Ägypter etwa zur selben Zeit) entwickeln die Kelten eine so genannte präventive Geomantie. Mit ihren Sakralbauten bilden sie Sternbilder ab. Außerdem versuchen sie mit diesen Bauten, das Sonnenlicht zu fixieren, es zu zwingen, nicht neuerlich seine Bahn zu ändern.

300 bis 400 Jahre später erfolgt ein erneuter Einschlag eines Himmelskörpers auf der Erde, ein Meteorit und zwar der Chiemgau-Meteorit in Süddeutschland. Die Überlebenden vertreibt es nach Südosteuropa. Bei der Wiedereroberung von Mitteleuropa nach der Klimaberuhigung gehen die Menschen diesmal anders vor. Zum einen übernehmen sie von den Griechen, bei denen sie die Zwischenzeit verbracht haben, Elemente der Landvermessung, Sternenbeobachtung und astral orientierter Siedlungsgeographie. Anders als die Kelten versuchen sie, eine Harmonie mit dem Kosmos aufzubauen, um zukünftige Katastrophen zu vermeiden. Wiederbesiedlung und Neubau erfolgen unter der Integration irdischer und astronomischer Maße. In viel größerem Maße als früher werden die Sakralbauten an Sonne, Mond, Planeten und Sternen ausgerichtet.

Franz sieht in den nächsten rund 500 Jahren eine kontrollierte, extrem effektive und schnelle, auch in wirtschaftlicher Hinsicht, Entwicklung. Seiner Meinung nach passiert das in einer feudallosen Wirtschafts- und Sozialstruktur ohne Privateigentum an Grund und Boden, die auf einem zinsfreien Geldsystem basiert. Er geht auch von einem hoch entwickelten Kaufmannswesen und existierendem Buchdruck aus.

Während sich das Paneuropa genannte Gebiet über nahezu ganz Europa und Teile Nordafrikas ausdehnt (mit dem Zentrum rund ums Mittel- und Schwarze Meer), hat Oberitalien in der gesamten Zeit als Adelsbastion, die auch eine eigene Religion besitzt, überleben können, wie er an mehreren nahezu unscheinbaren Indizien ausweist.

Mit einem erneuten Meteoriteneinschlag, den Franz im Jahr 1527 festmachen kann, erlischt diese Hochkultur, der materielle, aber viel mehr noch der ideelle Schaden führen zu einer totalen Lähmung der Paneuropäer, sie kehren sich von ihrer Sternenreligion ab, die sie nicht vor dieser erneuten Katastrophe beschützen konnte.

Beginnend mit dem Raubrittertum entwickelt sich ein neuer Adel, es entstehen die wirtschaftlichen Verhältnisse, wie sie die traditionelle Geschichtsschreibung schon viel länger für Europa sieht. In das entstandene geistliche Machtvakuum stößt die oberitalienische römische Religion; die Kirchen werden unter minimaler Änderung der Symbole und Riten von dieser alten italienischen, aber neuen für Paneuropa Religion übernommen. Trotz verschiedener Revolten (Bauernkrieg) stabilisiert sich die neue Ordnung, bevor es im Dreißigjährigen Krieg zu einem Kampf der neuen Herrscher unter sich kommt.

Wie wir sehen, ist der Autor, wie viele der deutschsprachigen Geschichts- und Chronologiekritiker, Katastrophist. Auch für ihn sind Naturkatastrophen in der jüngeren Vergangenheit (im Wesentlichen Meteoriten- oder Asteroideneinschläge auf der Erde, er nennt sie Impakte) die Ursache für soziale Umwälzungen. Das heute vorherrschende Bild über die Geschichte vor dem Beginn der Neuzeit ist seiner Meinung nach nahezu frei erfunden, bzw. vorsätzlich gefälscht. Der Grund für diese Fälschung liegt darin, dass das Wissen über die vorkatastrophische Hochkultur, die keinen Grundbesitz an Grund und Boden und kein Zinssystem kannte, ausgelöscht und der neuen herrschenden Klasse und dem neuen Wirtschaftssystem eine jahrhundertelange Legitimation gegeben werden sollte.

Wie kommt er auf so eine Theorie? Genau davon handelt das vorliegende Buch. Der präsentierte Rekonstruktionsansatz wird sorgfältig vorbereitet, Indizien, Fakten und Argumente werden in den ersten zehn Kapitel dieses Buches ausgebreitet (das was ich am Anfang wiedergegeben habe, war Kapitel 11), Teile seiner Theorie dort schon vorgestellt, wenn sie zum Unterthema passen.

Werfen wir mal einen Blick auf diese Kette.

Kapitel 2 ist ein Schlüsselkapitel für die Beweisführung. Hier präsentiert Franz das entscheidende Faktenensemble zur Begründung einer planmäßigen Erschließung des Kontinents, wie sie seiner Meinung nach durch die Paneuropäer durchgeführt wurde. Die erste planmäßige Besiedlung ordnet er allerdings den Kelten zu, die nach der großen Naturkatastrophe, die eine Veränderung der Stellung der Erdachse (In diesem Zusammenhang würde mich interessieren, ob es Simulationen gibt, die zeigen, mit welcher Geschwindigkeit unter welchem Winkel ein Körper welcher Größe einschlagen muss, um eine solche Veränderung hervorzurufen, wobei zu berücksichtigen gilt, dass kein Totalschaden entsteht.) verursacht hat, Europa neu besiedelt haben. Die zweite Besiedlungswelle sieht Franz nach einer erneuten Naturkatastrophe. Die Paneuropäer wenden bei dieser zweiten planmäßigen Erschließung deutlich verfeinerte Methoden an. Basierend auf vielen regionalen Forschungen und Analysen entwickelt Franz seine Beweiskette.

Die Gesamtheit der präsentierten Fakten würde ich in fünf große Kategorien unterteilen. In die erste Gruppe gehören die Entdeckungen mehrerer regionaler Vermessungsnetze. Beispiele aus der Steiermark, Franken, der Oberpfalz und aus Griechenland werden vorgestellt. Es wird überzeugend herausgearbeitet, dass es keine zufälligen Übereinstimmungen sind, die diese Netze ergeben. So werden z.B. charakteristische Abstände von 13.5 km (Steiermark) und 6.75 km gefunden, die auf astronomischen Grundmaßen basieren. Die durch Pfister in der Schweiz dokumentierten als trigonometrische Festpunkte dienenden Schalensteine (Dies ist übrigens das erste Werk, das ich lese, in dem die hervorragenden Forschungen von Pfister („Der antike Berner Bär – Die Vorgeschichte einer mächtigen Stadt“) entsprechend gewürdigt werden) lassen sich auch in Griechenland finden, z.T. sogar mit identischen Riefen. Die griechischen Steinkreise entsprechen denen in der Steiermark. Der Entdecker der frühgeschichtlichen Landvermessung, Sir Joseph Lockyer, wird entsprechend gewürdigt. Erstmals weicht Franz von der direkten Beweisführung ab. Hier, wie auch im gesamten weiteren Verlauf, werden Hintergrundinformationen zu Fakten oder Personen geliefert, die nicht unmittelbar dazugehören, aber das weitere Umfeld beleuchten und besser verstehen lassen. Man spürt das große Wissen von Franz, es wird deutlich, dass er kein auf nur ein spezielles Aufgabenfeld fixierter Wissenschaftler ist. Obwohl sie nicht immer zum Thema passen, habe ich diese zusätzlichen Informationen gern gelesen und empfand sie als Bereicherung.

Die am Ende des Kapitels vorgestellten drei kontinentalen Vermessungsnetze, die den gesamten europäischen Kontinent erfassen, gehören auch mit in diese erste Gruppe.

In der zweiten Gruppe ordne ich die Entdeckungen zur Solstitial- und Äquinoktialarchitektur ein. Kreisgrabenanlagen, Steinkreise aus Monolithen, mörtellose Langgräber enthalten Sichtachsen, die auf Sonnenaufgangspunkte an Sonnenwendtagen ausgerichtet sind. Die bekannteste geodätische Anlage der Kelten, das Belchensystem, enthält trigonometrische Maße und astronomische Bezugspunkte zu den keltischen Feiertagen (Frühlingsäquinokte, Mondaufgänge der kleinen und großen Mondwenden und weitere Visurlinien zu den Daten in der Mitte zwischen den vier großen Tagen). Eine neue Qualität bildet das Einbinden von Kirchen in diese Strukturen. Hier sieht Franz auch den Übergang von den Kelten zu den Paneuropäern. Für ihn ist die Trennlinie die neuerliche Katastrophe, die es ihm leicht macht, eine neue Kulturform zu präsentieren. Diese höhere Ebene repräsentiert eine vollständige Landvermessung auf astronomischer Grundlage mit Hilfe von Sakralbauten unter Verwendung der Reste der vorhergehenden Kultur, wie mit mehreren Beispielen belegt wird.

Gruppe 3 sind die Bauwerke für das Sonnenlicht. Nach der Interpretation von Franz haben die Sakralbauten noch eine weitere Funktion. Sie sollen das Sonnenlicht fixieren, es zwingen, an bestimmten Tagen immer an genau ein und derselben Stelle zu erscheinen. Überzeugende Beispiele sind z.B. die Kathedrale von Chartres, wo auch wieder ein astronomisches Grundmaß gefunden werden kann und der allen Geschichtskritikern wohlbekannte Aachener Dom. Franz weist aber auch auf die ab 1646 erbaute Pariser Kirche St. Sulpice hin, die von der Zeitstellung her eigentlich nicht in seine Theorie passt.

Die Besiedlung Europas erfolgte mit einer konsequenten Stadt- und Landschaftsplanung, deren Fakten die vierte Gruppe bilden. Es wird eine bewusste Platzierung der Dorfsiedlungen belegt, im Wesentlichen durch eine auffällige Regelmäßigkeit des Abstandes zwischen den einzelnen Siedlungen. Übrigens ist diese Planung der Besiedlung, die Franz hier ausbreitet, ein Indiz dafür, dass es keine Feudalstaaten und schon gar keine Kleinstaaterei gegeben haben kann, denn innerhalb enger Grenzen privaten Besitzes wäre eine paneuropaweite Planung überhaupt nicht möglich gewesen.

Die Theorie der zentralen Orte, die die theoretische Erklärung liefert, wird besprochen. Welche Funktionen hatten die Burgen? In welchem Verhältnis standen sie zu den in ihrer Nähe befindlichen Städten? Franz favorisiert die Funktion eines europaweiten Signalsystems während der paneuropäischen Phase. In der Phase des Übergangs zur nachpaneuropäischen Gesellschaftsordnung nach der Naturkatastrophe wandelt sich die Funktion der Burgen, sie bilden die Keimzellen des sich entwickelnden Adels. Die durch Franz aufgeführten regionalen Unterschiede in der Anzahl von heute noch erhaltenen Burgen weisen auf Unterschiede bei der Durchsetzung der neuen Herrschaftsform hin. Er korreliert eine große Anzahl von Burgen (Deutschland) mit einem langen Kampf des Adels bis zur Erringung der vollständigen Macht, deutlich weniger Burgen gibt es in Frankreich, fast keine in Schweden. Letzteres könnte eine Erklärung für die Vormachtsstellung Schwedens im Dreißigjährigen Krieg sein! Am Rande noch ein kleiner Leckerbissen für Philologen: Franz macht im Zusammenhang mit dem Umbruch auf folgende Worte aufmerksam: Stadt - Burg und Städter – Bürger. Was sagen denn die Philologen zu der Entstehung dieser Wörter?

Es kommt auch das früher schon kontrovers diskutierte Buch von Humpert und Schenk zur Sprache, die zu dem Schluss gekommen waren, dass die Sakralbauten nicht ins Bild einer geplanten Stadtentstehung, die sie gefunden haben, passen. Franz entwickelt das dahingehend weiter, dass die Stadtplanung auf trigonometrischen und die Planung der Sakralbauten auf astralen Grundsätzen beruht. Deswegen passen sie nicht in ein Schema! Ich erinnere mich, dass andere Chronologiekritiker diesen Fakt völlig anders interpretieren. Die Kirchen passen nicht ins Stadtbild, weil die Religion erst so spät entstanden ist. Sie wurden zu den schon existierenden Städten dazugebaut.

Geoglyphen und Urbanoglyphen bilden die letzte Gruppe der Fakten. Es kommen die Darstellungen von Mensch- und Tierfiguren in baulichen Strukturen zur Sprache. Es soll auch sozialtopographische Muster bei der Besiedlung der Städte geben. Franz verweist hier aus meiner Sicht völlig zu Recht auf den Mangel an Eindeutigkeit bei der Interpretation und bringt auch Beispiele von Fehlinterpretationen. Auch ich kann mich z.B. der Urbanoglyphentheorie von Brätz (die ich hier übrigens erstmalig bei einem anderen Autor erwähnt sehe) nicht anschließen, obwohl die Beispiele schon recht überzeugend sind. Aber die von Brätz postulierte systemübergreifende Fortführung der urbanoglyphen Bauweise lehne ich ab.

Soweit zu den Fakten. Die der Gruppe 1 bis 4 sind, mit etwas Aufwand zwar, nachprüfbar, für Gruppe 5 braucht man schon Interpretation.

Wozu tat man das alles? Wie ist das zu erklären? Franz interpretiert die gefundenen Fakten mit der Furcht vor neuen extern verursachten großen Naturkatastrophen. Er schlussfolgert, dass durch diese Bauten die Himmelsgötter zu Harmonie und Gleichklang gezwungen und die Erdumlaufbahn stabilisiert werden sollte. Diese Erklärung ist sehr gewöhnungsbedürftig, da sie so komplett anders ist als das was ich bisher gehört habe. Aber ich konnte der Beweiskette gut folgen und finde sie bis hierhin überzeugend.

Die von anderen Chronologiekritikern (z.B. Marx) vertretenen katastrophistischen Vergangenheitsmodelle basieren auch auf einer Serie von größeren Naturkatastrophen in jüngster Vergangenheit, deren letzte vor ungefähr 650 Jahren stattgefunden haben soll. Sie, speziell auch Gabowitsch, postulieren eine Katastrophe, die die Position der Erde im Sonnensystem bzw. ihre Rotation beeinflusst hat. Das passt allerdings nicht zu den eben beschriebenen Fakten. Die Solstitialausrichtung der Bauwerke, die unzweifelhaft älter als die genannten 650 Jahre sind, basiert auf der heute gültigen Stellung der Erdachse und der Umlaufzeit um die Sonne. Daraus folgt, dass sich beide Größen seit dem Zeitpunkt der Errichtung dieser Bauten nicht verändert haben. Dies ist einer der Hauptgründe, warum ich einer katastrophistischen Vergangenheit (im beschriebenen Ausmaß) äußerst skeptisch gegenüber stehe. Dieses Argument entfällt bei dem durch Franz präsentierten Ansatz.

Dafür taucht ein neues auf, das sich aus der Lektüre von Kapitel 3 ergibt. In diesem Kapitel geht es um Karten, um die so genannten Portolankarten, die traditionellerweise ins 14. Jahrhundert datiert werden. Diese Karten zeichnen sich durch eine hohe Genauigkeit aus.

Der Autor führt aus, dass diese Karten schon eine trigonometrische Struktur haben. Sie sind genauer als die späteren Renaissance-Karten. Für ihn sind sie vorkatastrophische, d.h. paneuropäische, Karten. Das Wissen über die Herstellung dieser Karten ging mit dem Untergang von Paneuropa verloren. Dieses Rad musste später mühsam neu erfunden werden, deswegen auch die Zwischenphase mit den qualitätsmäßig schlechteren Karten.

Portolankarten gibt es aber nicht nur vom paneuropäischen Raum (Mittel- und Schwarzes Meer plus umliegende Gebiete) sondern auch von der Antarktis. Diese zeigen die eisfreie Antarktis in ziemlich guter Übereinstimmung mit heutigen Satellitenmessungen, die das Festland unter dem Eispanzer zeigen. Für Franz bedeutet das, dass die letzte (aber doch deutlich kleinere als frühere!) Katastrophe diese Vereisung verursacht hat. Damit habe ich ein Problem. Bei einer Veränderung der Stellung der Erdachse, sagen wir um die 23°, die die Achse jetzt geneigt ist, könnte ich mir vorstellen, dass die Polgebiete vereisen. Aber ohne, dass die Position auch nur um Bruchteile eines Grades verändert wird, das will mir nicht in den Kopf. Für Franz sind hier die Schnee- und Wasserfluten nach dem Meteoriteneinschlag ins Mittelmeer verantwortlich (mit Hinweis auf die Eiszeit-Theorie von Velikovsky). Das reicht mir als Erklärung nicht aus. Abschätzungen sagen (es passt, wir reden ja gerade über die Klimakatastrophe), dass die komplette Abschmelzung des Eises der Antarktis den Meeresspiegel um rund 70 m steigen lassen würde. Das bedeutet, vor der Katastrophe war der Meeresspiegel um soviel höher, was man eigentlich an den vorkatastrophischen Karten sehen müsste. Die Anwesenheit von ägäischen Inseln, die es heute nicht mehr gibt, auf diesen Karten wäre danach auch ein Effekt, der dieser Erklärung zuwider läuft.

Topper, der diese Karten auch in seiner Argumentationskette hat, sieht übrigens eine plötzliche Veränderung des Erdmagnetfeldes (scheinbare Polverschiebung) als Ursache für die Katastrophe. Abgesehen davon, dass mir nicht klar ist, wie eine Veränderung des Magnetfeldes überhaupt irgend etwas auslösen kann, passt das wiederum nicht dazu, dass die Karten auf den heutigen magnetischen Nordpol ausgerichtet sind, wie Franz ausführt. Also, hier gibt es für mich noch deutlichen Klärungsbedarf.

Nicht nur am Rande bemerkt: Der Fakt einer eisfreien Antarktiskarte an sich ist unabhängig von einer Chronologiekritik aufzuklären. Das muss doch auch im Interesse der Naturwissenschaften sein. Es scheint aber kein Thema zu sein? (Es gibt übrigens auch eine Karte des eisfreien Grönlands.)

Ganz kurz wird in diesem Kapitel auch die „flache“ Erde erwähnt. Für den Autor stellt sich die Sache so dar, dass sich im Wesentlichen Kopernikus die Sache ausgedacht hat, um das Mittelalter zu verunglimpfen und dessen Rückständigkeit zu beweisen.

Kapitel 4 beginnt mit einem Exkurs über die Zahl Null, die es ja bei Griechen und Römern noch nicht gegeben hat. Franz führt anschaulich vor, dass diese These absolut unhaltbar ist. Ähnlich geht er bei der Analyse der so genannten römischen Zahlen vor.

Dann wird dieses Thema kurz unterbrochen. Bei der Analyse der gregorianischen Kalenderreform von 1582 kommt der Autor auf die Phantomzeitthese von Illig zu sprechen. Er erläutert sie und legt ausführlich auch den Kampf der traditionellen Historiker mit ihr dar. Franz bestätigt (!) die Richtigkeit der Rechnung mit den fehlenden 297 Jahren und verweist auf entsprechende Leerzeiten in anderen Weltregionen. An dieser Stelle habe ich ein großes Verständnisproblem. Im Franzschen Modell gibt es das Römische Reich nicht, ebenso wenig das Mittelalter, ob nun mit oder ohne Karl. Da ist dann doch auch Illig völlig gegenstandslos, da es den Startpunkt, von dem Illig 12.x Tage und Gregor 10 Tage ausgerechnet haben, in seinem System überhaupt nicht gibt!?

Jetzt kehren wir zur Null zurück und erfahren, dass das Fehlen der Null im auf allseitige Harmonie ausgerichteten Zahlenglauben der Paneuropäer begründet liegt. Sie war eine heilige Zahl, hervorgegangen ev. aus dem Zeichen für den keltischen Sonnenkranz. Nach der Katastrophe kam es zur Umkehrung, zur Verteufelung der Null.

Heute findet sie sich übrigens im Achsenkreuz des kartesischen Koordinatensystems wieder.

Im fünften Kapitel möchte der Autor mit dem Mythos der Römer aufräumen. Für ihn ist das Römische Reich eine Erfindung der Humanisten. Er sieht sehr viele Indizien für diese These. So fällt auf, dass es Listen mit römischen Inschriften auf Gedenk- und Grabsteinen gibt. Diese Inschriftensammlungen benennen die Inschrift und den ungefähren Fundort, enthalten aber keine Zeichnung des entsprechenden Steins. Franz interpretiert sie als die Fälschungsvorlage.

Eine ähnliche Vorgehensweise sieht er bei den Münzfunden durch die Humanisten. Gefälschte Münzen, die relativ einfach zu vergraben sind, erweisen sich als Flaschenpost in die Zukunft, die irgendwann auftauchen und Beweise für die Richtigkeit der existierenden Geschichtsschreibung liefern. Das sind ja regelrechte Zeitbomben. Da fällt mir gerade der bei den Geschichtskritikern allseits „beliebte“ Scaliger ein. Er hat doch auch die Numismatik erfunden. Ob es da etwa einen Zusammenhang gibt?

Franz spricht auch noch das wichtige Thema der heutigen Fälschungen an. Der Grund ist natürlich ein ganz anderer. Während damals die Fälscher die Geschichte nach dem Zusammenbruch von Paneuropa neu geschrieben haben, ist es heute reine Geldgier. Aber das Problem ist, dass dadurch antike Fundstücke geschaffen werden und zu großen Teilen in unsere Museen wandern. Auch sie helfen, das herrschende Geschichtsbild zu stützen.

Franz geht dann auf folgendes Paradox ein. In den nach traditioneller Lesart römischen Kastellen gibt es nur kümmerliche militärische Funde. Dafür gibt deutlich mehr lateinische Urkunden mit militärischem Inhalt, was für ihn ein deutliches Fälschungsindiz ist. Die gefundenen „Kastelle“ sind Behausungen der Paneuropäer mit eindeutig ziviler Nutzung, wie Franz auch an einer Reihe von Beispielen deutlich macht. Für mich ist das ein gutes Beispiel, wie schwierig die ganze Sache ist. Man hat einen geschichtlichen Rahmen vor Augen und findet Anzeichen, die sowohl auf militärische und zivile Nutzung hindeuten. Der geschichtliche Filter im Kopf lässt unter dem Hintergrund der Römer ein Kastell entstehen, seltsame (nur in diesem Zusammenhang!) Funde werden einfach ausgeblendet, wahrscheinlich nicht immer vorsätzlich. Das Problem ist, dass vieles, was uns als Fakt übermittelt wird, nur Interpretation ist und bleibt.

Das 2000jährige Auf und Nieder der Baugeschichte Roms wird kurz analysiert: Es gibt eine römische Herrschaftsarchitektur und es herrscht ein extremer Mangel an mittelalterlichen Bauten vor, ehe es ab dem 15. Jahrhundert dann wieder einen Aufschwung gibt, der zudem noch deutliche Parallelen mit den antiken Bauten aufweist.

Karl V. ist kein Römer, aber er wird auf entsprechenden Bildern oft als römischer Heerführer dargestellt. Dies trifft auch auf andere Herrscher zu. Die traditionelle Geschichtsschreibung sieht das als Zitat. Seht! Er schmückt sich mit der Geschichte. Auf keinen Fall ist das seine originale Kleidung. Franz stellt die sehr berechtigte Frage, woher der Maler wusste, wie er den Kaiser zu malen hatte. Es gab doch noch keine Archäologie, Pompeji war auch noch nicht ausgegraben worden und im Mittelalter gibt es doch auch fast keine Abbildungen römerzeitlicher Sujets. Die Erwähnung dieses Widerspruchs halte ich für sehr wichtig.

Der Limes wird von Franz auch komplett anders interpretiert. Erst war er keltische Zollgrenze, dann paneuropäische Handelsroute. Besonders fragwürdig ist für ihn die Quelle, in der der Limes das erste Mal erwähnt wird: Tacitus. Dessen Schriften stehen unter einem starken Fälschungsverdacht, der aber speziell in Deutschland ignoriert wird.

Sprachgeschichte ist nicht sehr eindeutig, überlieferte Schriftdenkmäler und deren Interpretation sind meistens fragwürdig. Das gleiche trifft auf die Sprachwissenschaften zu. Sie sind durch Mehrdeutigkeit und Subjektivität gekennzeichnet, es wird viel mehr Intuition als in jeder anderen Wissenschaft eingesetzt. Ich denke, diese Einschätzung können viele nachvollziehen. Danach wagt es der Autor trotzdem, auf einige Aspekte einzugehen. Griechisch ist für Franz älter als Latein. Er hebt die Übereinstimmung der frühgriechischen Schriftzeichen mit dem nordeuropäischen Runenalphabet hervor, die durch Geise gefunden wurde. Genau wie Topper sieht er Latein als eine kunstsprachliche Kreation der italienischen Humanisten an.

Jetzt kommt er zur Analyse der Trajanssäule, die er zu einem zentralen Beispiel der Demonstration des renaissancezeitlichen Geschichtsrevisionismus macht. Er weist auf Anachronismen hin, auf Sachen, die in der Antike so nicht gewesen sein können. Dazu gehören Pontonbrücken, die so frühestens ab dem 12. Jahrhundert möglich sind, Reiterregimenter, die eine massenhafte Pferdehaltung voraussetzen, die ihrerseits wiederum massive Ressourcen benötigt und die fehlenden Steigbügel. In dem Zusammenhang verweist er auf die überall zu sehenden geschmiedeten Brustpanzer, Schwerter und Helme, aber Steigbügel soll es nicht gegeben haben? Er stellt auch die technologischen Voraussetzungen der Römer für die massenhafte Herstellung von Harnischen infrage.

Die Auflistung der Widersprüche in Zusammenhang mit den Römern beinhaltet auch die Analyse feinmechanischer Präzisionsgeräte, die den Römern untergeschoben wurden (Zeitstellung durch Nebenfunde bei Ausgrabungen). Das militärische Personenaufkommen bei den Römern ist so enorm, dass erst Napoleon wieder eine ähnliche Größenordnung erreicht.

Woher wissen wir, dass Standbilder mit Figuren in Prunkpanzern römische Kaiser darstellen? Nur durch eine eingemeißelte entsprechende Inschrift. Im Wesentlichen sind auf den Panzern Figuren der griechischen Mythologie anzutreffen. Das kann man auch ganz anders interpretieren. Franz meint, dass die paneuropäische Kultur ihre Denkmäler bemalt und auch mit Farbe beschriftet hat. Er verweist hier auch auf einen Humanisten, der dies beschrieben hat. Inzwischen bestätigt die heutige Archäologie, dass Steinskulpturen, Säulen, Häuser und Tempel bemalt gewesen sind.

Das veranlasst Franz zu der Hypothese, dass vorkatastrophische Grab- und Gedenksteine ausgegraben, in sie ein lateinischer Text eingemeißelt wurde und sie danach wieder vergraben wurden. Er sieht das dadurch bestätigt, dass eine große Anzahl von ausgegrabenen Kulturdenkmälern gar keine Inschriften tragen und dass manche Inschriften fehlerhaft sind, sie roh und unbeholfen auf sorgfältig hergestellte und qualitätsvolle Denkmäler aufgebracht wurden. Er sieht das als Teil der planmäßigen Geschichtsfälschung nach der Katastrophe. Auch verweist er auf eine auffällige Ungleichmäßigkeit der Verteilung der Inschriftentypen. Das wäre ein Forschungsansatz zur Aufklärung der Fälschungsaktionen, betont der Autor.

In Rom findet Franz auch die Erklärung für das genaue Datum des von ihm postulierten letzten Einschlages. Für 1527 ist eine Zerstörung Roms dokumentiert.

Franz weiß natürlich, dass er im Rahmen dieses Buches nicht jedes Detail des Römischen Reiches, das jahrhundertelang „aufgebaut“ wurde, behandeln und widerlegen kann, und es stehen Historiker bereit, für genügend argumentativen Nachschub zu sorgen und auf die nahezu übermächtige Menge an nicht widerlegten Fakten hinzuweisen. In einem wissenschaftstheoretischen Ausflug kommt er zu dem Schluss, dass man nur mit einer Kombination von Grundlagen- und Detailkritik (einem „deduktiv-induktiven“ Ansatz) vorankommt. Dem kann ich mit nur beipflichten. Aber ich warne auch davor, die mühselige Arbeit der Einzelkritik und –widerlegung zu vernachlässigen.

Franz stellt die traditionelle Zeitstellung des Buchdrucks infrage, seiner Meinung nach gab es ihn schon früher. Alle technologischen Voraussetzungen sind schon länger vorhanden. Auch ist die Qualität der angeblich ersten Buchdrucke so ungemein hoch (Gutenberg-Bibel), dass sie unmöglich am Anfang des Buchdrucks entstanden sein können.

Zwei Sachen konnte man bei der Fälschung der Vergangenheit nicht komplett ausblenden. Auf eine davon, Naturkatastrophen in der zeitgenössischen Literatur, geht der Autor in Kapitel 6 ein. Grundsätzlich steht die gesamte zeitgenössische Literatur unter Fälschungsverdacht, nicht zu vergessen, dass eine allumfassende Zensur eingeführt wurde. Auch ist für Franz klar, dass die vorneuzeitliche Literatur vernichtet wurde.

Aber trotzdem mussten die neuen Religionen die tief im Bewusstsein sitzende Katastrophe in irgendeiner Form behandeln. Der Katholizismus tat es über die Bibel, und die dort beschriebene Naherwartung einer Katastrophe. Der Evangelismus tat es über die apokalyptischen Flugschriften mit der darin enthaltenen Warnung vor dem Ende. All das hatte nur ein Ziel: Meinungsbeeinflussung.

Dann sind da noch da Vincis Flutvisionen. Detailgetreue und lebendige Beschreibungen einer kleineren Naturkatastrophe, Franz vermutet ein Meteoriteneinschlag während dessen Aufenthaltes in Armenien, der auf 1497/98 datiert wird. Er sieht in da Vinci keinen Augenzeugen der Hauptkatastrophe, die er um das Jahr 1527 vermutet. Die Überlegungen zu da Vinci sind mir etwas zu vage. Genauso gut könnte dieser auch 30 Jahre später gelebt haben, wenn es wirklich um die Zeit des Umbruchs geht, was sind da schon ein paar Jahre in einer Biographie.

In der Zeitstellung des entscheidenden Impakts verweist Franz auf die dokumentierte Zerstörung Roms durch marodierende Soldaten im Jahr 1527. Auf Grund der starken Zerstörungen konnte man es nicht ganz ausblenden und hat auf die Soldaten zurückgegriffen, meint er. Mit diesem Datum liegt er rund 180 Jahre später als eine ganze Reihe anderer Chronologiekritiker, die auf die Zeit um das Jahr 1350 orientieren.

Franz blendet nicht aus, dass es in der offiziellen Geschichtsschreibung Naturkatastrophen kleineren Ausmaßes gibt, z.B. eine Flutkatastrophe im Rhein-Main-Gebiet. Dann ist da noch die allgemein bekannte Pestepidemie, bei der es aber laut Pfister auch Unstimmigkeiten gibt.

Ein sehr gutes Beispiel, wie man Fakten interpretieren kann ist die herausgefundene Tatsache, dass die durchschnittliche Körpergröße der frühmittelalterlichen Menschen 6.4 cm über der des 17./18. Jahrhunderts lag. Die traditionelle Geschichtsschreibung sieht die Ursache in der Verschlechterung der Lebensbedingungen durch die so genannte kleine Eiszeit (direkte Ursache: Natur). Für Franz hängt es mit der katastrophalen (im wahrsten Sinne des Wortes) Verschlechterung der Lebensbedingungen der Menschen im nachpaneuropäischen Feudalsystem zusammen (indirekte Ursache: Natur; direkte Ursache: soziale Verhältnisse). Da stehen wir nun mit zwei unterschiedlichen Interpretationen ein und desselben Faktes. Was tun?

Er erwähnt auch den aufgekommenen Brauch der Totentänze, die für ihn Ausdruck des totalen Umbruchs der Mentalität des Volkes durch die Naturkatastrophe sind.

Kapitel 7 ist einer sehr kurzen Beschreibung und massiven Kritik der Altersbestimmung mit Hilfe der Radiokarbondatierung und der Dendrochronologie gewidmet. Im Wesentlichen orientiert er sich dabei am jedem Chronologiekritiker gut bekannten Werk „C14-Crash“ von Blöss und Niemitz. Als Ergänzung regt Franz an, auch den Einfluss von Naturkatastrophen wie z.B. Meteoriteneinschläge auf das für die radiometrischen Methoden so wichtige Verhältnis von Mutter- und Tochterisotop zu untersuchen.

Auch die Warwenmethode bleibt nicht unerwähnt.

Auch in Kapitel 8 geht es weiter mit den Naturwissenschaften. Franz präsentiert die Theorie von Hapgood, den wir schon von den Portolankarten her kennen, über Polverschiebungen. Dessen Theorie ist ein von der offiziellen Wissenschaft nicht anerkannter Gegenentwurf zu Wegeners Plattentektonik. Die Lithosphäre bewege sich als ganzes und so kommt es zu Polverschiebungen, von denen Hapgood drei in den letzten 100.000 Jahren identifiziert haben will. Aber ganz verloren ist diese Theorie nicht, die Möglichkeit der Polverschiebung wird auch in der offiziellen Wissenschaft diskutiert, wie ich erst kürzlich in einem Artikel zum Thema gelesen habe.

Dann wird die Ursache für die Entstehung der Eiszeiten diskutiert. Ein Ansatzpunkt wäre die erwähnte Lithosphärendrift, die aber wegen des zu geringen Tempos (zumindest in der ursprünglichen Formulierung) nicht geeignet ist. Der Ansatz von Velikovsky scheint für Franz Erfolg versprechender. Dieser sieht Asteroideneinschläge oder Nahbegegnungen mit der Venus als Ursache für Polverschiebungen. Die anschließende Kritik erschließt sich mir nicht. Warum Franz mit diesem Ansatz nicht zufrieden ist, kann ich nicht erkennen, passt doch ein (oder noch besser: mehrere) Einschläge von Himmelskörpern gut in das katastrophische Erklärungsmuster.

Mit einer Kritik des lyellschen Uniformitarismus (Lehre von der Gleichförmigkeit der Entwicklung) beschließt der Autor das Kapitel. Er sieht diesen als eine der größten Katastrophen der Wissenschaftsgeschichte.

Vor der Präsentation seiner Rekonstruktion, die ich an den Anfang gestellt hatte, geht Franz in Kapitel 10 noch auf drei große Chronologiekritiker ein. Er beginnt mit Kammeier. Nach Franz greift Kammeiers Ansatz zu kurz, da er sich auf Urkundenkritik, dort zwar mit einem Totalfälschungsvorwurf, beschränkt. Die Übermacht der unbeachteten Fakten auf den anderen Gebieten, wie Franz sich ausdrückt, lassen die Kritik Kammeiers verpuffen.

Anders bei Fomenko, der u.a. mit seinem mathematischen Ansatz die von Scaliger und Petavius geschaffene Chronologie auf Duplizitäten hin untersucht. Franz verweist auf die notwendige strikte Trennung von statistischen Ergebnissen und den danach von Fomenko und seinen Mitstreitern vorgenommenen Interpretationen. Eigentlich sind es nur die letzteren, auf die sich die Antifomenkisten (genau dieses Wort gibt es neuerdings im Russischen) so stürzen.

Wie viele wissen, kommt Fomenkos Geschichts- und Chronologiekritik ohne Katastrophen, also auch ohne Änderungen der Präzession und ohne Polverschiebung aus. Konsequenterweise hätte Franz unter dem Gesichtspunkt seiner eigenen Theorie die Rückrechnungen der Sonnen- und Mondfinsternisse durch Fomenko zurückweisen oder zumindest kritisieren müssen.

Am Schluss verweist Franz auf eine F.A.Z.-Jounalistin, die versucht, Fomenko in die Nähe des russischen Nationalismus zu schieben. Mit gewissem Erfolg, wenn schon führende deutsche Chronologiekritiker russische Gäste nach Fomenkos Verhältnis zum russischen Nationalismus fragen, wie ich kürzlich erfahren habe.

Der dritte, den Franz mit einem Unterkapitel würdigt, ist Pfister. Dessen Arbeiten, speziell zu den Kelten, wurden schon an vielen Stellen in seiner Beweisführung verwendet. Hier gibt Franz jetzt einen kurzen Überblick über den „fortgeschrittensten Ansatz zur Geschichtsrekonstruktion“ .

Weiterhin bin ich der Meinung, dass Topper auch ein entsprechendes Unterkapitel verdient hätte.

Als Teil seines Modells sieht Franz ein zinsfreies Wirtschaftssystem, auf dem die paneuropäische Ökonomie basierte. Den Indizien zum Beweis dieses wirtschaftlichen Teils seines Modells widmet er Kapitel 9 . Er beginnt mit einer Einführung in die Analysen des Ökonomen S. Gesell, nach dessen Meinung der zyklische Zusammenbruch des Wirtschaftskreislaufes im Wesentlichen durch das Zinssystem bedingt ist. So eine Aussage ist für mich fast noch gewöhnungsbedürftiger als das neue Geschichtsbild. Ein Lösungsvorschlag ist auch dabei: Abschaffung der Zinsen. Damit hätten wir den Bogen zu Paneuropa geschlagen. Franz wendet sich auch wieder dorthin und legt dar, wie seiner Meinung nach die Wirtschaft bis zum 16. Jahrhundert funktioniert hat, und zwar mit einem System der regelmäßigen Münzerneuerungen.

Weiterhin verweist er noch einmal auf seine Erkenntnis, dass es in Paneuropa kein Privateigentum an Grundbesitz gab. Die gefundene Großräumigkeit und Kleinteiligkeit lassen das gar nicht zu. Das paneuropäische System mit diesen zwei Komponenten (kein Privateigentum an Boden und Zinsverbot) ist für ihn auch eine neuerliche, indirekte Bestätigung, dass es in Paneuropa keinen Adel gab.

Ein sehr starkes Indiz für seine Darlegungen ist für ihn das in allen drei großen Weltreligionen nachweisbare Zinsverbot.

Ein weiteres Indiz ist der Fakt, dass sich Genfer Calvinisten in der nachkatastrophischen Zeit für die Einführung von Zinsen stark gemacht hatten.

Dann begibt er sich auf die Suche nach Zinsen in wirtschaftlichen Dokumenten vor 1600. Es gibt etwas, aber im Großen und Ganzen sind Zeugnisse mittelalterlicher Zinswirtschaft sehr mager. Allen dargelegten Einzelheiten vermochte ich hier nicht zu folgen, es war auch für das allgemeine Verständnis nicht notwendig.

Dann noch ein paar Fakten über die Legalisierung der Zinsnahmen in England: 1571 und in den Niederlanden: 1541, beide also nachkatastrophisch.

Franz kommt auch noch einmal auf die Rolle Oberitaliens zu sprechen, dort gibt es eine auch nachweisbare längere Zinstradition. Im Prinzip wurde das dortige Finanzwesen einschließlich des Zinssystems nach Europa gebracht. Also nicht nur die Religion sondern auch das Wirtschaftssystem!

In den Kapiteln 12 und 13 wendet sich Franz der aktuellen Wirtschaftslage zu. Basierend auf den in Kapitel 9 dargelegten Erkenntnissen befürchtet er eine mögliche Zerstörung unserer Wirtschaft durch Zinsen. Er macht Vorschläge zur Entfeudalisierung von Wirtschaft und Wissenschaft. Der Zusammenhang zur rekonstruierten Geschichte ist zwar da, ich persönlich hätte aber den Teil zur heutigen Wirtschaftslage nicht in dieses geschichtskritische Buch aufgenommen.

Fazit: Alles ge- oder verfälscht, und zwar vorsätzlich! Das ist die kompromisslose Quintessenz des Buches in Bezug auf die Geschichte des Mittelalters. Und ich hatte mich schon mit der im Buch von Gabowitsch propagierten „Notfüllung“ von leeren Zeiträumen angefreundet. Das gezeichnete Bild von Paneuropa lässt eine im Einklang mit der Natur und dem Universum lebende Gesellschaft aufleben, das in einer bespiellosen Art und Weise aus dem kollektiven Gedächtnis getilgt wurde. Aus meiner Sicht sind zwei Dinge besonders zu loben: Zum einen die gelungene Einbindung der Naturwissenschaften in einem ansonsten an der Kritik von Schriftquellen orientierten Arbeitsgebiet sowie zweitens die vorbildliche Art und Weise des Umgangs mit den Arbeiten anderer Forscher (einschließlich der Angabe von Quellen) und deren Einbeziehung in das eigene Gesamtmodell.

Am Schluss meiner nicht ganz so kurzen Zusammenfassung die umso kürzere Empfehlung: Lesen!
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otherland | Mar 20, 2008 |

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