Wolfgang Alber

Wenig andere Landschaften haben so viele Dichter, Denker und Querköpfe erlebt wie die Schwäbische Alb. Man sollte sich dieser unvergleichlichen Gegend am besten mit diesem Buch näheren, in dem das Beste versammelt ist, was dort je erlebt und phantasiert wurde. Peter Härtling sagt über die Schwäbische Alb:

Quer gebaut durchs Land
und an den Rändern steinig gerissen,
hungrig immer nach Bläue,
auch winters,
wenn der spiegelnde Himmel
versteckte Wege
zeigt.

Fast alle kennen die Blaue Mauer, wenn man vom Stuttgarter Flughafen nach München fährt liegt sie rechts, weit ausladend - und jeder folgt ihr am Albaufstieg zu einer Überquerung in Richtung Ulm. Sie ist nicht anbiedernd oder laut, man entdeckt sie erst im zweiten oder dritten Moment.

Aber irgendwann biegt man ab und landet am Blautopf bei Ulm und erlebt ein Farbenschauspiel ohnegleichen, dort, wo das Wasser aus tiefen Quellen nach oben steigt und einen klaren Multigrünblautiefgang entfächert, das der Karibik in nichts nachsteht und den der Lauf der Sonne in immer neues Licht taucht. Hier hat Eduard Mörike seine Historie von der schönen Lau geschrieben (S. 171-200). Er eröffnet diese Geschichte so: "Der Blautopf ist der große runde Kessel eines wundersamen Quells bei einer jähren Felswand gleich hinter dem Kloster."

Diese hervorragende Anthologie teilt die Auszüge bzw. Geschichten ein in folgende Bereiche: Annäherung, Vorzeit, Wandern, Leute, Natur, Höhlen, Burgen und Berge, Brüche und Übergang. Alles entwickelt sich her von einem kargen, wasserarmen Boden, der eine ganz besondere Menschenart bevorzugt(e) - bis heute.

Thaddäus Troll beschreibt in "Suchen und Finden" den schwäbischen Schaffer bzw. seine Abneigung gegen alle Salbaderei, gepaart mit dem notwendigen Selbstbewusstsein - seine Energie fließt aus Anspruchslosigkeit und der Notwendigkeit, bessere Ideen zu tüfteln - neben der Landwirtschaft entstanden hier weltweit tätige, innovative Unternehmen, die eines nicht sind: marktschreierisch - mit einer Ausnahme. Thaddäus Troll stellt völlig zutreffend fest, und das gilt auch noch nach all den Jahren: "Das Kapital der Alb ist ihre erholsame Stille. Ihr Reiz für den Touristen ist das Suchen und Finden."

Rund 200 km lang und 40 Kilometer breit ist die Schwäbische Alb - zwischen Donau und Neckar ausgestreckt, inkl. der Wasserscheide, ist es die größte Karstlandschaft Europas. Hier floss vor Jahrmillionen das Jurameer und bis heute prägt die Erdgeschichte die Lebensweise der rauen Alb.

Mit diesem Buch kann jeder die unvergleichlichen Quellen entdecken, aus denen sich eine Kulturlandschaft speist, die weltweit die höchste Dichte an Schlössern und Höhlen haben dürfte. Einzigartig die Geschichte des Schlosses Lichtenstein. Es ist das einzige weltweit nach einer Romanvorlage (W. Hauff, Lichtenstein) erbaute Schloss, auch heute noch mehr als ein Rundgang innen und außen wert.

Nichts wird ausgelassen - auch nicht die Gemeinde Buttenhausen. 1823 hatte sie 464 Einwohner, davon 293 jüdische, 1870 gar über 400. Von den 1933 verbliebenen 89 jüdischen Bürgern überlebte niemand den Holocaust. Theodor Rothschild wurde hier 1876 geboren und beschreibt in "Sabbatstimmung" seine Kinderzeit in Buttenhausen. Er starb am 11.7.1944 in Theresienstadt an Lungenentzündung und Unterernährung.… (plus d'informations)