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Œuvres de Holger Schmale

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1953
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Journalist

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Wir folgen den Kanzlern in einer überraschenden Mischung aus Nähe zur Familie und politischen Ereignissen, auch den Urteilen der Amtsinhaber über die jeweiligen anderen Kanzler. Startend mit der ersten Inszenierung Deutschlands, dem Begräbnis Adenauers 1967 (Startpunkt zur Wiederaufnahme in die Westmächte, aber das war m.E. schon früher) lesen wir die Urteile Brandts über Adenauer: „Er sprach noch weniger kompliziert, als er dachte.“ Ich halte das für gröblichst verkürzend und wenig durchdacht bzw. die Biografie Adenauers nicht begreifend, parteiblind halt. In jedem Fall tauchen wir tief und spannend ein in die Umfelder und viele wenig bekannte Details: z.B. ist die Frau Erhards kein Heimchen am Herd, sondern eine Gesprächspartnerin auf Augenhöhe, die wahrscheinlich ziemlich viel Einfluss auf Erhards Konzept einer sozialen Marktwirtschaft genommen hat. Die Architektur des Kanzlerbungalows in Bonn geht auf Erhard zurück, der dieses hässliche Gebäude errichten ließ. Jeder hat seine Vor- und Nachteile, nichts wird in diesem Buch ausgelassen. Wir blicken auf Menschen mit ihren Vorzügen und Fehlern.

Ganz anders die Rolle von Rut Brandt, die eigentlich Hausfrau werden wollte. Öffentlichkeit, das war ihr Wunsch im Grunde nicht. Sie wohnten als ehemalige Gegner der Nazis in einer Naziarchitektur, der Marinesiedlung in Berlin, mit Freiraum für die Kinder und wir hören auch den Statements dieser Kinder zu. Das Buch mäandert in spannender Weise zwischen öffentlichen Ereignissen und persönlichen Schilderungen hin und her, es entwickelt ein ganz hervorragendes Bild der Entwicklung der der Bundesrepublik Deutschland, ganz persönlich und Geschichte aus einer ganz anderen Perspektive erklärend.

Das Private ist politisch und das Politische ist privat, in diesem Spannungsfeld skizziert dieses Buch gekonnt die Entwicklung von Familien der Kanzler, um am Ende einen Ausblick auf die Entwicklung von Familienförderung bzw. Kinderkriegen im Heute zu geben. Ich sehe allerdings keinen Trend zu einer kinderfreundlicheren Gesellschaft oder gar eine Entwicklung, dass Menschen wieder mehr Kinder bekommen, z.B. weil die Zeiten unsicher werden. Ich sehe das völlige Gegenteil, bis auf Adenauer, Kiesinger und vielleicht noch Brandt, stehen alle Kanzler für das Vergessen ihrer Familie, die Instrumentalisierung derselben und einer viel zu großen Priorität der Karriere, die heute im Strudel einer völlig blinden Globalisierung und Netzgläubigkeit Kinderkriegen noch mehr an den Rand drängt. Dem Bild der sterbenden Familie können auch Hilfsmaßnahmen wie Rundumbetreuung in Kitas etc. nicht entgegenwirken. Und schon gar nicht die Argumente von Sigmar Gabriel, der wegen seiner Familie auf die Kanzlerkandidatur verzichtet hat. Auch Kinder-Service-Betreuungs-Konzepte wie bei Frau von der Leyen sprechen nicht gegen diese Sicht, obwohl ich ihre Disziplin und den Willen bewundere. Hier braucht unsere Gesellschaft eine völlige Wende wie sie z.B. in Frankreich praktiziert wird.

Adenauer war der letzte Kanzler, der aus einer traditionellen Linie kam, in der man die Hoffnungen auf die nachwachsende Generation setzte, sogar seinen eigenen Tod als etwas Befreiendes empfand, weil ja die nächste Generation das eigene Werk / Leben fortführen würde. Dieses Band ist heute völlig zerschnitten und schuld daran sind auch Kanzler, die mehr als sie ahnten, als Kriegskinder Leiden erfuhren, von denen sie selbst wenig Ahnung hatten/haben. Völlig überzogene Machtdemonstrationen von Schröder oder Fischer lassen sich z.B. sehr gut über dieses Buch erklären:

https://www.amazon.de/Die-geheimen-Ängste-Deutschen-Vergangenheit/dp/3942166461...
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Clu98 | 1 autre critique | Feb 24, 2023 |
Interessantes Buch mit teilweise tiefergehenden Einblicken in das Familienleben unserer Kanzler.
 
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likos77 | 1 autre critique | Mar 3, 2020 |

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