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Œuvres de Lukas Rietzschel

Raumfahrer (2021) 8 exemplaires
Widerstand 1 exemplaire

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Date de naissance
1994-03-16
Nationalité
Deutschland
Lieu de naissance
Räckelwitz, Sachsen, Deutschland
Professions
Schriftsteller
Prix et distinctions
Sächsischer Literaturpreis (2022)

Membres

Critiques

Für mich war das heute ein schwieriges Buch, vielleicht weil ich den ganzen Tag schon krank bin und es mir nicht sehr gut geht. Da zieht einen dieses Buch noch weiter runter, obwohl es natürlich ein wichtiges Thema auf interessante Weise aufgreift.
Zwei Brüder wachsen in Sachsen auf und es gibt irgendwie keine Perspektive und Hoffnung. Im Grunde aus Frust und Langeweile kommt es zu Radikalisierung und Gewalt. Ich fand die Schilderungen von Kindheit und Jugend gelungen, sehr detailliert und dicht. Doch was ist denn die Perspektive oder was wäre die Hoffnung? Das Buch bietet jedenfalls keine Lösung an.… (plus d'informations)
½
 
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Wassilissa | 2 autres critiques | Nov 1, 2020 |
Komplette Entmutigung

Philipp und sein jüngerer Bruder Tobias wachsen in Sachsen auf, in Neschwitz in der Nähe von Dresden. Das Buch begleitet sie vom Vorschulalter bis sie junge Erwachsene sind, von „9/11“ bis zum Einmarsch Russlands auf der Krim.

Das wäre die Inhaltsangabe zum Buch… was der Klappentext auf der linken inneren Klappe verheißt, mag ich nicht wiederfinden, denn nach Dresden geht es nur zu einem völlig friedlichen Fußballspiel. Ja, ohne Zweifel wird hier beschrieben, wie die Jungs sich in ziemlich nationalistischer Gesellschaft bewegen. Es wird aber mir nicht klar, wie es dazu kommt, DAS wäre interessant. Ich vermag nicht zu sagen „sie rutschen dahin ab“, wie könnte ich, wenn sie im Haushalt mit einem Vater aufwachsen, der lamentiert über „Polacken-LKW“, „unsere bescheuerten Straßen“, wenn das Umfeld die Sorben diskriminiert und in der Schule viele meinen, die USA hätten 9/11 verdient. Meine Güte, die Eltern haben Arbeit! Die Jungs haben ihre Ausbildungen!

Zur Verortung, weil ich an der Stelle die Unterstellungen kenne: Ich bin Wessi. Mein Mann ist Ossi. Wir leben „im Westen“ – NEIN, wir leben in Hessen. Leute, das ist wirklich mehr als nur ein paar Jahre her mit dem Ende der DDR und mit einem gemeinsamen Land und ich höre immer noch diesen Müll, von wegen abgehängt. Ich komme ursprünglich aus einer Kleinstadt im (West-)Norden, inzwischen ohne Bahnhof, ohne Kino, 10 km bis zur Autobahn, 35 km bis zur nächsten größeren Stadt, keine Fachärzte, die meisten pendeln, abends ist wenig los, viele Wohnungen stehen leer. „Früher“, in den 80ern, war das auch dort noch anders. Ja, in den 80ern hatten die Menschen, Ost WIE West, Anstellungen meistens auf Lebenszeit und das hat sich geändert, sie lebten mehrheitlich dort, wo sie arbeiteten, die Schulen waren sauberer - alles gut und schön („früher gab's 'nen Kaiser“ sagte dazu meine Oma, früher).

Im Buch bekomme ich die deprimierende Atmosphäre, aber keine Erklärung für die Entwicklung der Protagonisten – zum Phänomen der Hooligans konnte „Hool“ von Winkler mir das noch bieten, für mich völlig überraschend. Hier kann ich einfach nur passiv mit dabei sein, so passiv, wie ich die Brüder empfinde. Es heißt im Klappentext, der eine Bruder kann sich zurückziehen. Welcher das sein wird, scheint fast willkürlich, denn dabei bei den wirren Treffen waren beide irgendwann. Vielleicht ist das der Sinn des Buches: es passiert einfach? Überhaupt, wirre Treffen: rechte oder linke Extremisten als wirre Säufer dazustellen, finde ich reichlich harmlos für eine teils erschreckend gut organisierte Szene.

Das reicht mir nicht. Dazu kommt der Schreibstil, der mit den etwas seltsamen Sätzen, oft ohne Verb, dafür Aufzählungen: „Die Musik wurde lauter mit jedem Schritt, den die Vierergruppe dem Feuer näher kam. Der Platz kreisrund. In der Mitte das Feuer. Der hintere Teil durch Bauzäune abgesperrt, wo der Steinbruch angrenzte.“ S. 70 Dazu gibt es zeitliche Sprünge, auf einer Seite ist jemand noch ein Kumpel, auf der nächsten Meth-süchtig, dem ist oft schwer zu folgen, es wirkt künstlich.

Das Buch ließ sich fix lesen, deprimierte mich aber über alle Maße und strengte mich mit seinem Stil noch dazu an. Es rüttelt nicht auf, es bietet weder Ausblick noch Erklärungen. Es nervt mich einfach. Und das Schlimme: ich kenne ausreichend „Wessis“, für die die beschriebene Einstellung im Buch genau mit ihrem „Ost-Klischee“ zusammenpasst, während sie über die gleichen Dinge jammern. Ja, zur Zeit steht Chemnitz im Fokus. Aber es geht ähnliches um in Kandel und das ist nicht im Osten. DAS sollte noch mehr Angst machen.

2 Sterne.
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StefanieFreigericht | 2 autres critiques | Oct 11, 2018 |
Um die Jahrtausendwende sieht die Welt noch rosig aus, auch wenn in Neschwitz bei Dresden die blühenden Landschaften ausgeblieben sind und die Reste der DDR Industrie nach und nach abgerissen werden. Die Eltern bauen ein Haus, die Söhne Philipp und Tobias sind noch klein und haben das Leben vor sich. Dieses Leben folgt jahrein jahraus denselben Bahnen. Angriff auf das World Trade Center, Hochwasser in Dresden – woanders geschieht etwas, nicht aber in Neschwitz. Die Jungs werden älter, Philipp gerät an falsche Freunde, spielt den Halbstarken, Tobias zieht sich immer mehr zurück, bewundert ein Mädchen seiner Klasse, doch nach der Grundschule trennen sich die Wege, für Kinder wie ihn bleibt nur die Hauptschule. Die versprochenen Perspektiven bleiben aus und zunehmend lehnt sich die Jugend auf, erst gegen die Sorben, dann gegen die anderen Ausländer, die den Westen ihrer geliebten Heimat schon erobert haben. Irgendjemand muss doch etwas dagegen tun, das ist doch reine Selbstverteidigung!

Lukas Rietzschels Roman zeichnet eine Welt nach, von der man weiß, dass sie existiert, aber die man eigentlich nicht sehen will, weil man sich schämt, dass es sie gibt, weil man sie verachtet, weil man nicht weiß, was man dagegen tun soll. Aus zwei schüchternen Jungs, wohlerzogen und bescheiden, werden Mitläufer und Täter, Rassisten und gewaltbereite Kriminelle. Hätte es eine Alternative zu dieser Entwicklung geben können? Die Oma wusste schon, dass sie keine Chance bei der Lehrerin haben, die hatte die Mutter schon auf dem Kieker, da kann man sich noch so bemühen, es ist ohnehin umsonst.

„Dieses ganze System ist am Arsch“, sagte Menzel. „Diese Gesellschaft, wo niemand mehr sagen kann, was er will. Wo dir vorgeschrieben wird, was du essen, wie viel du trinken und wie schnell du fahren darfst. Du bist ein Rassist, du bist ein Sexist! Die sollen alle mal die Fresse halten!“
„Weißt du, was ich glaube?“, sagte Tobias.
„Hm?“, fragte Menzel.
„Es braucht mal wieder einen richtigen Krieg.“

Dieser kurze Dialog gegen Ende des Romans fasst zusammen, was die Figuren empfinden: sie sind abgehängt, haben keinen Einfluss, nicht einmal auf die banalsten Dinge des Alltags, keiner versteht sie, sie werden sofort abgestempelt und wissen nicht, wie sie aus der Nummer rauskommen sollen.

Rietzschel weckt kein Mitleid für seine beiden Protagonisten, er verurteilt sie auch nicht, er beschreibt neutral einen Schritt nach dem anderen, der dazu führt, dass sie da enden, wo sie schließlich sind. Eine Geschichte, wie es leider zu viele gibt. Kein schöner Roman, auch „unterhaltsam“ trifft es nicht. Brutal bildet er auf seine Weise die Realität ab und wird so zu einem Zeitzeugnis, einem, das niemand sehen will, das man aber nicht ignorieren sollte.
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miss.mesmerized | 2 autres critiques | Aug 26, 2018 |

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