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Œuvres de Ulrich Greiner

Étiqueté

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Date de naissance
1945
Sexe
male
Nationalité
Deutschland

Membres

Critiques

„Um Romane soll es im Folgenden hauptsächlich gehen, um erzählende Literatur und um die besten Wege dorthin. Den einen und einzigen Weg gibt es nicht, denn letztlich geht jeder Leser einen anderen.“ (Zitat Seite 10)

Inhalt
„Eine Gebrauchsanweisung zum Lesen schöner Literatur“ nennt Ulrich Greiner sein unterhaltsames Buch, in dem er seine persönlichen Leseerfahrungen mit uns teilt. Es sind Fragen, die sich Lesende manchmal stellen, die keine Literaturprofis wie Germanisten oder Bibliothekare sind.

Umsetzung
In neun Kapiteln schreibt Ulrich Greiner über Themen wie die Frage, warum wir lesen, wie viel man gelesen haben muss, über Fiktion und möglichen Realitätsbezug, über literarische Helden, über Erzählperspektiven, über Anfänge und ungewöhnliche Romane, die ihren eigenen Regeln folgen. An das Ende der einzelnen Kapitel, mit Ausnahme des zehnten Kapitels, setzt der Autor einen eigenen Abschnitt, den der Pause nennt, in welcher er das jeweilige Thema aus einer anderen Sicht, jeweils beginnend mit einer Frage, beleuchtet. Viele erklärende Beispiele, kurze Ausschnitte aus Werken, zeitlich gesehen, von Wolfram von Eschenbach bis Juli Zeh, aus deutschsprachiger und fremdsprachiger Literatur, ergänzen die jeweiligen Themen. Dem zehnten Kapitel, in welchem einige der besprochenen Bücher zusammenfassend unterschiedlichen Kategorien und zusätzlich drei Schwierigkeitsgraden zugeordnet werden, folgt ein Anhang mit Internet-Adressen zum Thema und einer alphabetisch nach dem Namen der Autoren geordneten Liste der Autoren und Werke.

Fazit
Ein unterhaltsam geschriebener Streifzug durch die Welt der erzählenden Literatur und des Lesens derselben.
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Circlestonesbooks | 1 autre critique | Jun 27, 2023 |
Kluges Buch über Romane und ihre Möglichkeiten, Einfluss auf den Leser zu nehmen. Lesen sei wie Wandern, oft ist man müde und will nicht mehr, aber doch geht man weiter und hofft, hinter dem nächsten Berg bessere, weitere Perspektiven zu sehen.
 
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Clu98 | 1 autre critique | Apr 16, 2023 |
Kritik aus dem Inneren einer gleichmachenden Diktatur der Fürsorge.

Wenig Dinge sind vermeintlich so klar und doch so verschwommen wie die Wortpaare links - konservativ oder links - rechts. Keinesfalls ist heute mehr links mit modern gleichzusetzen und konservativ mit bewahrend. Unzählige Definitionen gibt es inzwischen dazu und eine der besten, vernünftigsten, erhellenden Ausformungen der Inhalte vermittelt Ulrich Greiner (UG), ehemals eine Denk-Größe in dem Wochen-Blatt Die Zeit. Heute legt er die Probleme unserer Zeit offen und klärt, warum das linkslastige Einheitsdenken unserer Tage eine grüne Sackgasse ist.

Den Ableitungen von UG kann ich nur zustimmen, sogar den Bedenken einer gleichmachenden, starren, weltumspannenden McDonaldisierung, die mir keinesfalls gefällt, die aber von Megakonzernen gnadenlos umsatzstiftend durchgesetzt wird. Eine einzige Weltkultur, es muss einem grauen davor, sie wird kulturelle Diversität aufheben und einen dunklen Brei des Gleichmaßes erzeugen.
Wenn wir uns nicht dagegen wehren. Im Ausland ist dies weiter vorangeschritten als in Deutschland, an dessen Wesen erneut die ganze Welt genesen soll.

An der Wurzel dieses Kardinal-Problems sitzen mithin (wie immer) Deutsche, die den neuen humanen, grünen Einheitsmenschen weltweit durchsetzen wollen. Aktuell führte dies bereits zum Austritt der Briten aus der EU und Staaten wie Ungarn oder Polen, die noch wache Erinnerungen an die osmanischen Okkupationen (Knabenlese) haben, widersetzen sich einer geradezu infantilen Heils-Politik aus Deutschland, das alle Beladenen dieser Welt auf die Länder der EU verteilen will.

Den Vergleich Christentum versus Islam habe ich in wenigen Büchern besser gefunden, UG holt hier zurecht weit aus und vermittelt, warum das Christentum eine Aufklärung hinter sich hat, Jesus sozusagen neu belichtet wurde (gegen die Amtskirche) und in die Wege des Humanismus und der Menschenwürde mündete. Den Islam hingegen sieht er gefangen in einer verabsolutierten Denkweise, die sich nicht mit den Sichtweisen des Abendlandes vereinbaren lässt. Der inhärente, immer und über-dauernde Konflikt wird zu unvermeidbaren Entladungen führen. Wer keine Geschichte und Grundlagenwerke studieren bzw. analysieren kann, wie eine Mehrheit heutiger Linker inkl. der BK, dem ist nicht zu helfen.

Zu den Besonderheiten des Konservatismus gehört, dass er keine geschlossene Theorie hat. Er ist praktisch veranlagt und bildet den Spiegel aktueller Befindlichkeiten ab, er schafft Gleichgewicht zum Vorwärts-Stürmen der Jugend, zum Fortschrittsglauben, dem er sich keinesfalls entzieht, den er aber skeptisch begleitet. Er erkennt beendete Themen und sieht, wo diejenigen schnellen moralischen Geländegewinn erzielen, die mit Vorwürfen wie Sexismus oder Rassismus keinesfalls lautere Absichten verbinden.

UG ist EU-skeptisch, „weil meine Regierungen bedeutende Hoheitsrechte an die (nicht gewählte) Kommission der EU übertragen haben.“ Für ihn werden zu viele Entscheidungen nicht mehr in Berlin, sondern in Brüssel getroffen. Die Konsequenz wäre eine kontrollierte Abrüstung, wozu wohl der inzwischen vollzogene Brexit ein erster, sinnvoller Schritt ist.

Den Kontrollverlust 2015 bemängelt UG und sieht unsere Kultur durch eine nicht-säkulare Religion in Gefahr. Und das: Der Konservative bemerkt zu seinem Missvergnügen, dass der Staat, so gehemmt und behindert Erin fundamentalen Fragen einerseits ist, sich andererseits immer detaillierter in die Lebenspraxis seiner Bürger erzieherisch einmischt.“ Wir leben heute in einer Diktatur der Fürsorge, fasst UG zusammen und stellt fest: „Die Idee einer durch gegenseitige Erziehung sich selbst ständig verbessernden Gesellschaft ist eine linke Idee.“ Das Böse sei mithin nur Folge einer Fehlschaltung, die es zu korrigieren gelt. Welch fataler Irrtum, welche Blindheit der Natur des Menschen gegenüber!

UG weist zurecht auf Alex de Tocqueville hin der feststellte, dass der Gleichheitsgedanke zu einem zentralistischen Staat hin tendiert, einer mithin, der seine Bürger in einem dauernden Zustand der Kindheit festzustellen sucht. Es war in der DDR so und heute ebenso, unter einer sozialistisch Erzogenen, können wir alle die Folgen an uns selbst beobachten. Das Coronavirus wirkt wie ein Lizenz zum Regieren eines großen Kindergartens.

UG hat seine Positionen verständlich erklärt, sie sind jetzt, in Coronazeiten, mehr als lesenswert und für mich eine Heimat im Irrgarten erzieherischer Politik, die Enzensberger schon 1994 beschrieben hat: „In der Abenddämmerung der Sozialdemokratie hat dagegen Rousseau noch einmal gesiegt. Sie haben nicht die Produktionsmittel, sondern die Therapie verstaatlicht. Dass der Mensch von Natur aus gut sei, diese merkwürdige Idee hat in der Sozialarbeit ihr letztes Reservat. Pastorale Motive gehen dabei eine seltsame Mischung ein mit angejahrten Milieu- und Sozialisationstheorien und mit einer entkernten Version der Psychoanalyse. Solche Vormünder nehmen in ihrer grenzenlosen Gutmütigkeit den Verirrten jede Verantwortung für ihr Handeln ab.“ („Aussichten auf den Bürgerkrieg“, 1994, S. 37)
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Clu98 | Feb 18, 2023 |
Dienstboten im aristokratischen Zeitalter waren Hunden gleich, die neben ihren Herren/Damen lagen, auf Zuruf immer zu Diensten, er/sie schliefen sogar neben den Herrschern. Jede Regung konnte so aufgenommen und beantwortet werden, es war oft eine symbiotische Beziehung. Diener waren für Gäste sichtbar, je mehr man hatte, umso bedeutender war die Herrschaft. Dienertum war von Gott abgeleitet, der die Könige mit Macht ausgestattet hatte wie Diener mit ihrer Pflicht. Marie Antoinette muss ihre Diener gesehen haben wie Schoßhündchen, die tatsächlich alle Handreichungen leisten konnten, die sie brauchte. Man nahm sie Hunden gleich war, hatte kein Hemmungen vor ihnen, sie wurden oft gestreichelt wie Hunde, man liebte sich irgendwie. Oft wurden sie zu echten Vertrauten.
Sieht man das Ganze positiver, dann waren Diener lebende Engel, ein Bereich der christlichen Mystik, den UG auch beschreibt. Dabei waren Engel jene Wesen, die auch normalen Bürgern zur Hand gingen. Die Abbildungen von dienstbaren Engeln für alle sind legendär z.B. in der ersten deutschen Familienzeitschrift überhaupt, Der Gartenlaube. Siehe meine Rezension zu dem Buch An den Ursprüngen populärer Serialität: Das Familienblatt Die Gartenlaube, von Claudia Stockinger. So war allen Genüge getan, die Kirche lieferte jene Hilfen, die auch kleinen Leuten offen standen, alle waren zufrieden mit ihren Dienern.

Später dann, mit Beginn der französischen Revolution und dem Aufkommen bürgerlicher Existenzen, übernahmen reiche Zeitgenossen die vormals hoch geachteten Diener und machten sie aber zu unsichtbaren Bediensteten, die man im Grunde nicht mehr sehen sollte. In vielen Häusern hatten sie einen eigenen Eingang/Treppenhaus und spielten nur noch als reibungslos funktionierende Dienstleister eine Rolle. Auch wenn es um die Besucher ging, die die Hausherrin empfing (über den Dienstboteneingang), welche man diskret zu übersehen hatte. „An die Stelle einer prachtvollen Livree sind Kittel und Schürze getreten.“ Mit den Dienstboten ging es vor allem auch um die Zurschaustellung von Reichtum, eine Art SUV (Sklaven Unter Verschluss) der damaligen Zeit.

Helmut Schmidt fragte neue Mitarbeiter oft, ob sie gedient hätten. Das Dienen aber hat keinen hohen Kurs mehr in diesen Tagen, keine Kirche oder Aristokraten fordern es mehr ein. Selbstverwirklichung lässt keinen Platz für dieses Tun. Dafür erbringen Menschen Dienstleistungen und Services, die jeder erwerben kann. Stunden der Muse sind Fehlanzeige, die nicht arbeitende Klasse, von Gott gewollt, ist heute ausgestorben. Schlossherren heute sind meist jammernde Hotelangestellte, die ihre Räume vermieten und Hochzeiten dort ausrichten.

Früher diente man Gott wie den von ihm eingesetzten Herrschern, heute dient man einer Sehnsuchts Idee und klebt sich auf die Straße, ein ewiges Leben ist nicht vorgesehen dafür, sondern nur das Überleben. Das ewige Leben ist herabgesunken auf das Überleben im Heute. Die dafür notwendige Bußpraxis liegt im Verzicht auf moderne, schädliche Produkte oder Nahrungsmittel. „Der Klimagott kennt kein Verzeihen mehr. Für ihn ist schon die schiere Existenz des Menschen ein fast unlösbares Problem, woraus die Anti-Natalisten ihre Abwehr jeglicher Fortpflanzung ableiten.“ Dieses Dienen heute ist jedoch nichts als öffentlicher Hochmut, eine ärgerliche Hochfahrenheit, die nur noch Angst und Panik verbreitet.

Dienen ist heute im alten Sinne nicht mehr gefragt, dafür richtet man seine Wünsche an den großen Dienstboten, den Staat. Die Herren und Damen des Staates verzehren sich jedoch in Vorgaben für den Verzicht, ihre Ziele sind z.B. zu frieren und weniger als 5 Minuten zu duschen. Es sind arme Wichte im Vergleich zu den früheren Aristokraten, sie haben keine umfassende Macht des ewigen Gottes über sich. Stattdessen wird die einigende Kraft gleich denkender Wissenschaftler gepriesen, und wehe, einer wagt es zu widersprechen. Der mittelalterliche Schandpfahl richtet heute über Twitter & Co.

Bücher, die mich anregen über eine Sache zu nach-denken, sind die besten, jene die zum Hin-und-her-wenden führen, zu Phantastereien zurück. So schreibt und regt Ulrich Greiner in diesem Buch an. Dabei ist mir ein Buch zugeflogen aus der Zeit der Aristokraten: „Nie war es herrlicher zu leben: Das geheime Tagebuch des Herzogs von Croÿ“, von Hans Pleschinski. Unfasslich, welche Feste, Gelage und Demonstrationen früher mit der Dienerschaft veranstaltet wurde, der königliche Hoflieferant als Bezeichnung ist noch ein müder Abklatsch des damals notwendigen repräsentativen Aufwandes.

Alle Tätigkeiten des Dieners werden heute in ein Aufrechnungsverhältnis gebracht, der Staat ist darin ein Faktor, der vermitteln muss. Seine repräsentativen Kosten drücken sich aber doch aus. Zum Beispiel beim G7 Gipfel in Elmau, wo miteinander reden für 2 Tage 180 Millionen kosteten. Sogar Kanaldeckel in München wurden observiert. Fest angestellte Diener des Staates fuhren ordentlich auf und wollten sogar die Demonstranten in weit reichende Nähe zum verwunschenen Hotel bringen.

Nur am Rande streift UG das Militär. Dienen am Vaterland hatte früher eine ebenso religiöse Dimension wie heute in der Ukraine. Und man fühlt, die Grünen sehnen sich zurück in eine Zeit, in der das Mutterland zu Herzklopfen führte. Schade, dass diese überirdische, stramme Welt des Dieners in diesem Buch nur am Rande erwähnt wurde. Ganze Heerscharen von Frauen hingen an dem Glanz des Lamettas, das Soldaten an der Brust hing, Diener in diesem Sinne waren Helden, begehrt und umschwärmt.

Es gab Könige, die waren wirkliche Diener am Volk, es gab andere, die alles zerstörten, wahres Herrschen ist Dienen, heute gilt dieser Spruch für eine Vielzahl von Dienstleistungen, die uns umschwirren. Und für mich zeigt sich Menschlichkeit in der Umsetzung, wie man mit modernen Dienern umgeht. Ich begrüße meine Parcel-Zusteller herzlich und bedanke mich noch herzlicher. Weil ich weiß, was sie leisten. Schließlich habe ich als Student ebendort gedient, wo heute niemand hinblicken will. An die langen Förderbänder der Postzusteller bspw. und die pünktlichen Haustür-Lieferungen. Und wer den Traum hat, ein echter Diener, also ein Butler zu werden, kann dies heute immer noch - in einer der englischen Schulen dafür.

Die größte Schule des Dieners aber ist die Liebe. Ich kenne Ehemänner, die voller Inbrunst einer Frau und den gemeinsamen 5 Kindern dienen, bis zu ihrem letzten Atemzug stolz auf dieses kaum noch mögliche kleine Reich in einer Zeit, die sich grenzenlos öffnet für Abenteuer und Lebenswelten, die man täglich neu aushandeln muss.
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Clu98 | Feb 18, 2023 |

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