Über Jahrzehnte und Systeme hinweg ist das furchteinflößende Backsteingebäude in der Leipziger Lerchenstraße ein Ort der Internierung. Lilo Kramer, die in den 1940er-Jahren ihre Geschwister aufzieht und unter der Abwesenheit des Vaters leidet, beteiligt sich am kommunistischen Widerstand und kommt 1945 als Gefangene in die Lerchenstraße. Die 17-jährige Manja wird 1983 während der DDR-Diktatur in die "Tripperburg" zwangseingewiesen, da sie eine Beziehung zu einem Schwarzen unterhielt. Grausame Untersuchungen, Gewalt und schlechtes Essen prägen den Alltag. 2015 arbeitet die Sozialarbeiterin Robin in dem Gebäude, das nun als Flüchtlingsunterkunft dient. In schnellen Wechseln erzählt Wilpert (zuletzt "Nichts, was uns passiert", ID-A 11/18) einfühlsam von den unterschiedlichen Schicksalen der drei Frauen. Aus zahlreichen Puzzleteilen entsteht ein Gesamtbild menschenverachtender Unterdrückung, das unter die Haut geht, unabhängig vom jeweiligen gesellschaftlichen System. Das Titelbild ist, dem Verlagskonzept entsprechend, recht schlicht. Abgesehen davon ab mittleren Beständen unbedingt empfohlen. ( )