Seit zun chst Walter Benjamin, dann Werner Kraft die kulturkritischen Schriften des Livl nders C. G. Jochmann (1789 - 1830) der Vergessenheit entrissen haben, findet besonders dessen Abhandlung 'Die R ckschritte der Poesie' zunehmend Interesse. Gegen den Zeitgeist, insbesondere gegen die Kunstauffassung der Romantik, verteidigt Jochmann - in gesellschaftskritischer und kunsttheoretischer Hinsicht - den Fortschrittsgedanken der europ ischen Aufkl rung. Im Anschlu an Hamann, Herder und Rousseau, besonders aber an Vico, begreift Jochmann den Verfall der fr heren Hochformen der Dichtkunst als das entwicklungsgeschichtlich notwendige Resultat des zivilisatorischen Fortschritts, als Folge der Emanzipation der Phantasie zur wissenschaftlichen Vernunft. Darin liegt f r Jochmann jedoch keine Aufforderung zur Preisgabe der Kunst, sondern zur Anerkenntnis des geschichtlichen Wandels, dem Formen und Aufgaben der Kunst unterliegen. Benjamin sagte ber den Text, da ihm 'was die sprachliche Gestalt anbetrifft, in seiner Zeit weniges, was seinen Gehalt angeht, im 19. Jahrhundert nichts an die Seite zu stellen ist.'