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Chargement... Beside Myselfpar Marianna Salzmann
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Inscrivez-vous à LibraryThing pour découvrir si vous aimerez ce livre Actuellement, il n'y a pas de discussions au sujet de ce livre. Eine Geschichte, wie sie tausendfach in Deutschland vorkam: Als Spätaussiedler kommen die Zwillinge Anton und Alissa in den 1990er Jahren aus der Sowjetunion nach Deutschland. Zunächst leben sie im Asylbewerberheim, wo sie die einzigen Juden unter den Bewohnern, die alle vorgaben wegen ihrer jüdischen Wurzeln ein Anrecht auf die Ausreise zu haben. Diskrimination und Gewalt prägen ihre Schulzeit, aber da stehen sie in guter Tradition, denn damit sind auch ihre Eltern und ihre Großeltern großgeworden. Doch Anton und Alissa schaffen es nicht, im neuen Land ein Leben aufzubauen. Die Familie zerfällt ebenso wie ihr Selbstbild und irgendwann ist Anton einfach weg. Eine Postkarte aus Istanbul lässt ihn in der türkischen Metropole vermute. Alissa, die sich inzwischen nur noch Ali nennt, macht sich auf die Suche nach ihrer zweiten Hälfte, ohne die sie unvollständig ist. Sasha Marianna Salzmanns Roman, der 2017 auf der Longlist des Deutschen Buchpreis steht, ist kein leicht zugänglicher Roman. Er springt zwischen den Generationen und ihren Geschichten, zwischen den Ländern, die die Figuren prägen und ihrer Suche nach Identität. Immer wieder verlieren sie sich und auch die Erzählweise springt, von einem neutralen Erzähler plötzlich in die erste Person, die die Erzählung geradezu an sich reißt. So entsteht eine chronologisch wie erzählperspektivisch disruptive Struktur, die vom Leser entschlüsselt und zusammengesetzt werden muss, um ein komplettes Bild zu erhalten. Im Zentrum steht Alissa alias Ali, die sich auf die Suche nach Anton macht. Gleichzeitig sucht sie auch sich selbst und ihre Identität, denn Alissa ist langsam dabei zu einem Mann zu werden. Zwischen den Sprachen, den Kulturen, den Ländern, einer Familie voller unglücklicher Menschen und einem belastenden geschichtlichen Erbe hat sie nie ihren Platz gefunden und ist auf der Suche nach sich selbst. Die Suche nach Anton ist nur vordergründig – dahinter steht die eigentliche Frage, wer Alissa oder Ali ist: „Ich war es damals noch gewohnt, von mir außerhalb meiner selbst, von mir in der dritten Person zu denken, als einer Geschichte, die irgendwem gehört, also erzählte ich ihnen eine Geschichte und hoffte, dass sie mich aus meiner Entrückung wieder an sich heranziehen [...]“ (S. 210) Ebenfalls großen Raum nimmt die Frage nach dem Jüdisch-Sein ein. Wann darf man es offen zeigen, wann besser verschweigen. Die Geschichte der Großeltern symbolisch für das Schicksal tausender Juden, die leben durften, so lange sie nützlich sein konnten und die auch in der kommunistischen und religionslosen Sowjetunion nur Menschen zweiter Klasse waren. Die Beziehungen zwischen den Geschlechtern sind geprägt von Gewalt und Angst. Besonders erschreckend, mit welcher emotionslosen Konstatierung über Vergewaltigungen in der Ehe gesprochen wird. Man kann und will sich nicht vorstellen, dass dies für viele Frauen alltägliche Tatsachen sind, die sie letztlich abstumpfen lassen. Der Alkohol mag ein Grund sein, aber sicher keine Entschuldigung. Man gewinnt jedoch nicht den Eindruck als wenn sich jemand ernsthaft daran stören würde und so wird das Verhalten von den Kindern beobachtet und später imitiert. Für die Frau bleibt nur die Flucht in die Arbeit, dort versteckt sich als Valja, die sich nicht wirklich auflehnt gegen das, was ihr Geschichte, aber womöglich ist es auch die russische Prägung, die sie dazu treibt: „ ‚Ich‘ ist im Russischen nur ein Buchstabe: Я. [...] Man sagt: Я ist der letzte Buchstabe im Alphabet, also stell dich hinten an, vergiss dich, nimm dich nicht so wichtig, lös dich auf. Mir schien, Valja hatte diese Redensart vollkommen verinnerlicht.“ (S. 274) Eine Familiengeschichte der anderen Art, die so noch nicht erzählt wurde, denn sie legt den beiden Kinder die Last der Geschichte wie auch der Zukunft auf die Schultern. Und das, wo sie weder wissen, wo sie herkommen, wer sie sind und wohin sie gehen werden. aucune critique | ajouter une critique
Prix et récompenses
"A brilliant literary debut about belonging, family and love, and the enigmatic nature of identity. Beside Myself is the disturbing and exhilarating story of a family across four generations. At its heart is one woman's search for her twin brother. When Anton goes missing and the only clue is a postcard sent from Istanbul, Ali leaves her life in Berlin to find him. Without her twin, the sharer of her memories and the mirror of her own self, Ali is lost. In a city steeped in political and social changes, where you can buy gender-changing drugs on the street, Ali's search--for her missing brother, for her identity--will take her on a journey for connection and belonging"-- Aucune description trouvée dans une bibliothèque |
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Google Books — Chargement... GenresClassification décimale de Melvil (CDD)843.92Literature French French fiction Modern Period 21st CenturyClassification de la Bibliothèque du CongrèsÉvaluationMoyenne:
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Die junge Alissa reist nach Istanbul, sucht dort ihren Zwillingsbruder Anton, zerfasert und verliert sich mehr und mehr- oder findet sie sich? Gleichzeitig wird in Rückblenden eine Familiengeschichte erzählt, die bis zu den Urgroßeltern geht.
Aus meiner Sicht ist es eine Migrantengeschichte, eine Migrantenidentitätsgeschichte, die nichts mit Integration zu tun hat, da die Migration die „Heimat“ ist. Es gibt keine wirkliche Zugehörigkeit, gab es nie, wird auch gar nicht erwartet. Lediglich der Bruder, das andere Ich, die andere Hälfte, taugt zum Sehnsuchtspunkt, doch Alissa findet ihn nicht und wird selbst mehr und mehr zu Anton.
Identität – für sesshafte Menschen vielleicht eng verknüpft mit einem Ort, wird hier aufgelöst. Nichts ist sicher. Die Geschichte der Familie ist bereits unstet und Verwandtschaften wie Wahlverwandtschaften/Freundschaften sind noch am ehesten Heimatpunkt, allerdings oft verletzend und schmerzhaft.
Istanbul als Ort ist gut gewählt - eine Stadt, die symbolisch Trennung und Teilung, Moderne und Tradition, Ost und West symbolisiert. Gegen Ende setzt die Autorin dann noch der früh verstorbenen Aglaja Veteranyi ein Denkmal. Im Grunde deutet sie hier einen letzten Ausweg an, nämlich den Selbstmord als Identitätsbeendigung, so wie es die wirkliche Aglaja Veteranyi getan hat.
Was bleibt als Zentrum unserer Identität, wenn es nicht die Herkunft, nicht der Ort, nicht die Familie sein kann? Wenn selbst das ich oder das Geschlecht nicht eindeutig sind? ( )