Hubert Fichte (1935-1986) - vielleicht sollte man ihn doch kurz vorstellen? Einfühlsamer Journalist, weit gereister Ethnologe, Autor sehr anspruchsvoller Gedichte und ebensolcher Erzählprosa, mutig seine (Bi-)Sexualität Lebender, alles dies in einem wohl einmaligen Lebens- und Schreibenskonzept zusammenführend. Sein umfangreiches, hochkomplexes Oeuvre verschmilzt oft Gebrauchstext- und belletristische Gattungen. Fichtes Buch "Die zweite Schuld. Glossen" wurde März dieses Jahres zum 1. Mal aufgelegt. Peter Braun bietet für das Werkverständnis oftmals nötigen biografischen und literaturgeschichtlichen Hintergrund und lädt klug und unaffektiert, auch länger zitierend, ein zu einer Reise, auf der es eine Menge zu sehen gibt. Dennoch: "Die Schwelle [zu Fichte] ist enorm hoch". Die mit seinem Stoff überhaupt Ansprechbaren wird Braun mit dieser sehr guten Gesamtdarstellung immerhin erreichen. Für kleine Bibliotheken deshalb in Betracht zu ziehen, für mittlere empfohlen, für große unbedingt. (2) Hamburg - die Provence - Afrika - Südamerika: Im Zentrum von Hubert Fichtes literarischem Werk stehen das Reisen und das Entdecken fremder Orte und Kulturen. Fichtes Bücher sind keine Reisebeschreibungen, sondern poetische Versuche, die Welt unmittelbar erfahrbar zu machen. Das Buch von Peter Braun ist die Einladung auf eine Reise durch das Werk von Hubert Fichte: Von Ort zu Ort die Etappen dieses großen Ethnopoeten kennen zu lernen, zu vertiefen und neu zu entdecken.