Rez.: Der Dichter-Erzähler kaut am Bleistift. Ihm fällt keine Geschichte ein, bis Besuch kommt: Ein Kind, 499 Jahre alt, weder Junge noch Mädchen und deshalb Michell genannt, "fällt mit der Tür ins Haus", buchstäblich. Es will Erdenleben studieren. Auf dem Planeten, von dem es kommt, wachsen naive Erwachsene zu klugen Kindern heran, ist überhaupt alles anders. Mit seinen Sichtweisen, verdrehter Logik und scheinbar einfachen Kinderfragen, die jedwede Normen hinterfragen, bringt das "alte Kind", ein Lauser wie Sams und Konsorten, anarchischen Schwung in den Dichteralltag - und dem Leser viel Spaß. Es nimmt Redewendungen wörtlich, liest Autoritäten die Leviten, wendet sein neues Wissen über Geld verquer an, genießt den Wettlauf bummelnd, statt spurtend. Ein garstiges Intermezzo zum Schluss soll dem Dichter den (vorläufigen?) Abschied erleichtern ... Immer wieder sind als philosophisch überraschende Bonbons Passagen aus Lehrbüchern des alten Kindes eingefügt und als optische, passgenaue Zutat die frechen, prallen Bleistiftillustrationen. - Wortwitzig-skurrile, pointierte Lektüre, die Gewohntes neu sehen lässt. (Heide Germann)