Birgit Fiolka

Ich hatte das Hörbuch aus der Bibliothek ausgeliehen. Die Sprecherin hat eine sehr angenehme Stimme, die mir sofort sympathisch war (normalerweise brauche ich immer erst etwas um mich an einen neuen Sprecher zu gewöhnen). Zu dem Buch hat sie auf jeden Fall sehr gut gepasst.

"Amazonentochter" ist die Geschichte von Selina, einer Königstochter die von ihrem Volk getrennt wird und an einem fremden Hof, dessen Sprache sie nicht spricht, zurechtkommen muss. Dort findet sie nicht nur Freunde, sondern auch Feinde. Auch nachdem sie es geschafft hat in ihre Heimat zurückzukehren steht nicht alles zum Besten. Sie hat sich verändert und scheint nicht mehr zu ihrem Volk zu gehören. Und doch schafft sie es ihr Volk zu überreden in den Krieg um Troya zu ziehen. Doch wo soll Selina hin, sollte sie den troyanischen Krieg überstehen? Zurück zu ihrem Volk, zu dem sie nicht mehr zu passen scheint? Oder soll sie zu ihren neu gewonnen Freunden und ihrem Geliebten gehen?

Während der Roman wie im Nachwort klargestellt keinen Anspruch auf historische Genauigkeit stellt, fühlt die Geschichte sich doch sehr authentisch an. Man hat den Eindruck, dass die Ereignisse im Großen und Ganzen tatsächlich so geschehen sein könnten. Besonders beeindruckend fand ich die Vielzahl an Völkern und Kulturen, die im Laufe des Romans geschildert wurden. Von einem Amazonenstamm über die Hethiter, dem Hof Troyas und schließlich Ägypten. Die authentische Szenerie hat definitiv Lust auf mehr in dem Genre gemacht und auch Fiolkas andere Bücher werde ich mir wohl bei Gelegenheit zu Gemüte ziehen.

Trotzdem habe ich etwas auszusetzen. Das Problem ist, dass sie mir im Großen und Ganzen zu selbstfixiert und egoistisch ist. Jedem ist es gestattet zu zweifeln und sich Gedanken über sich selbst zu machen, insbesondere in einer fremden Umgebung. Doch scheint Selina sich fast nie Gedanken um andere zu machen. Ihr geht es zumeist nur um sich selbst und ihre Probleme. Während dies am Anfang noch völlig verständlich war und nicht größer aufgefallen ist, ist es mir in späteren Szenen häufiger übel aufgestoßen. Insbesondere als sie entschlossen hatte nach Ägypten zu gehen. Natürlich ist dort alles neu für sie und ungewohnt, doch ein bisschen Selbstbeherrschung und ein Versuch sich einzugliedern und an ihrer Beziehung mit Pairy zu arbeiten anstatt einfach abzuwarten ob sie sich noch bessert hätte auch Selina nicht schaden können.

Insofern ein alles in allem noch gutes Gesamturteil, aber mit gewissen Abstrichen.… (plus d'informations)

Es gibt historische Romane, die man daran erkennt, dass dies außen drauf steht. Es gibt historische Romane, deren Inhalt einem vermitteln, dass es solche sind. Und es gibt historische Romane, die einen fühlen lassen, die einen in die Vergangenheit eintauchen lassen und geradezu das Gefühl vermitteln die Hitze Ägyptens zu fühlen, den Schlachtenlärm zu hören und den Schweiß der Figuren zu riechen.

Das Vermächtnis der Amazonen von Birgit Fiolka gehört definitiv in die letzte Kategorie. Das Buch ist die Fortsetzung zu [b:Amazonentochter|4275288|Amazonentochter|Birgit Fiolka|http://www.goodreads.com/assets/nocover/60x80.png|4322821] und erzählt von Selinas Tochter Kamara, die in Ägypten geboren und aufgewachsen ist, doch von ihrer Mutter alles über deren Volk gelernt hat. Sie soll mit ihrem Freund aus Kindertagen, Hori verlobt werden, doch Selina ist sich nicht sicher, ob dies der richtige Weg für sie ist. Sie ist hin- und hergerissen zwischen dem Leben, das sie kennt und dem, vom dem ihre Mutter ihr immer erzählt hat. Kamaras beruhsames Leben gerät aus den Fugen, als sie verschleppt und nach Mykene verkauft und verheiratet werden soll. Sofort denkt Kamara an Flucht, doch das ist nicht so einfach, wie sie es sich zunächst vorstellt.

Kamara erkundet in diesem Buch ihr wahres Wesen und versucht den richtigen Weg für sich zu finden. Dabei muss sie sich selbst und ihre Freunde aus Gefahren retten. Ihre Entwicklung nachzuvollziehen ist eine wunderbare Reise. Neben viel Spannung bietet der Roman auch ein farbenprächtiges, sich authentisch lesendes Bild der Welt im 13. Jahrhundert vor Christus und wenn man erst einmal angefangen hat, kann man es gar nicht mehr weglegen.

Das war eines der wenigen Bücher der letzten Zeit, bei denen nicht jede Wende in der Handlung durchsichtig und vorhersehbar war. Das Ende hat für mich teilweise tatsächliche Überraschungen parat gehalten und der Epilog schließlich hat mich zu Tränen gerührt. Ein wunderbarer Abschluss.

Das ungekürzte Hörbuch ist dabei sehr gut gelesen von Anabelle Krieg (die auch schon den ersten Teil vorbildlich vertont hat).… (plus d'informations)